Tag der Pflegenden

Es wun­dert nicht wirk­lich: Wer heu­te auf die Seite des Bundesgesundheitsministeriums kommt, fin­det zu die­sem Thema nichts. Die letz­ten Einträge dazu stam­men von 2016 und 2017 mit den glei­chen lee­ren Worten.

Im wahr­sten Sinne des Wortes abge­speist wur­den die Pflegekräfte im Zweibrücker Johann-Hinrich-Wichernhaus. "Pizza als Dankeschön für die Mitarbeiter" hieß das Motto. Wie nett von einem kirch­li­chen Träger, der noch nicht ein­mal Tariflöhne zahlt. „Tag der Pflegenden“ weiterlesen

junge Welt: Dummköpfe behalten Oberhand

Das Blatt ist voll mit Berichten dar­über, daß die Coronamaßnahmen in vie­len Ländern mehr Schaden als Nutzen anrich­ten und die mei­sten Opfer unter den Menschen zu fin­den sind, die ganz unten gehal­ten wer­den auf der sozia­len Stufenleiter (Auflistung unten).

Das hin­dert die Chefetage nicht, täg­lich neu zu ver­kün­den: Die Regierenden schüt­zen mit dem Lockdown die Arbeiterklasse, wenn es in der Ausprägung auch Mängel gebe. Die sich zur Wehr set­zen, sind Verschwörungstheoretiker oder rechts.

Der Geschäftsführer höchst­per­sön­lich greift zur Feder und erklärt:

"Müllhaufen der Geschichte
Überall insze­nie­ren sich Führer gegen die »Coronadiktatur«
„jun­ge Welt: Dummköpfe behal­ten Oberhand“ weiterlesen

Kaum Interesse an Studie

Schon Anfang Mai mach­te deut​sche​-apo​the​ker​-zei​tung​.de auf eine Studie auf­merk­sam, die wie alle nicht die RKI-Position ver­tre­ten­den kaum Beachtung fin­det. In dem Beitrag heißt es:

'Sechs im Gesundheitswesen nicht unbe­kann­te Experten haben es sich bereits vor eini­gen Wochen zur Aufgabe gemacht, in einem Thesenpapier die epi­de­mio­lo­gi­sche Problemlage zu klä­ren und Vorschläge zur Prävention zu machen. Mit Professor Matthias Schrappe und Professor Gerd Glaeske zäh­len zwei ehe­ma­li­ge Mitglieder des Gesundheitssachverständigenrats zu die­ser Autorengruppe; zudem Hedwig François-Kettner, ehe­ma­li­ge Pflegedirektorin der Charité und bis ver­gan­ge­nes Jahr Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, Professor Holger Pfaff, ehe­ma­li­ger Vorsitzende des Expertenbeirats des Innovationsfonds, Dr. Matthias Gruhl, Arzt und Staatsrat der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz und Franz Knieps, Jurist und Vorsitzender des BKK-Dachverbandes… „Kaum Interesse an Studie“ weiterlesen

Schweden: Einschätzung wird realistischer

Heute ist auf mer​kur​.de eine unge­wohnt sach­li­che Einschätzung der Entwicklung in Schweden zu lesen:

'Corona in Schweden: Vorteile des umstrit­te­nen Sonderwegs im Vergleich zu Deutschland – sowie die Nachteile

3175 Menschen sind in Schweden bis­her an den Folgen einer Sars-CoV-2-Infektion gestor­ben (Johns-Hopkins-Universität, Stand 9. Mai, 12.48 Uhr). Im Schnitt sind das 310 Todesopfer pro Million Einwohner. In Deutschland beträgt die Zahl ledig­lich 90,5. Im Vergleich zu den Pandemie-geschüt­tel­ten Lockdown-Ländern wie Italien (500) oder Spanien (560) steht Schweden jedoch gut da. „Die Pandemie ebbt all­mäh­lich ab“, erklär­te Tegnell Anfang Mai dem schwe­di­schen Sender SVT.
Zugleich sind die Nebenwirkungen der Pandemie-Maßnahmen nied­ri­ger als in ande­ren Ländern. So sind die bis­her in Deutschland noch wenig the­ma­ti­sier­ten Folgen häus­li­cher Gewalt oder Selbsttötungen im Rahmen des Lockdown auf­grund der libe­ra­len Maßnahmen in Schweden gerin­ger. In Anbetracht der strik­ten Maßnahmen ande­rer euro­päi­scher Länder muss sich Schweden auch kaum mit Grundrechtsverletzungen auseinandersetzen.'

Siehe auch Die schlim­men Schweden, WHO lobt Schweden, Schweden: Reproduktionszahl unter 1, Tagesspiegel ganz vorn bei hohen Zahlen

Verordnungen verfassungswidrig?

Man soll­te den­ken, wenn ein ehe­ma­li­ger Chef des Bundesverfassungsgerichts sich zu Corona zu Wort mel­det, kön­ne das eine gewis­se Bedeutung haben.

Hans-Jürgen Papier hat das gestern gegen­über tages​schau​.de getan. Die Reaktion dar­auf ist annä­hernd null. Das mag am Inhalt liegen:

'Die mei­sten Corona-Maßnahmen beru­hen auf Verordnungen statt auf Gesetzen. Die Parlamente blei­ben außen vor – auch bei Grundrechtseinschränkungen. Das wirft ver­fas­sungs­recht­li­che Fragen auf. „Verordnungen ver­fas­sungs­wid­rig?“ weiterlesen

Solidarität – leere Worte

Im Mai 2015 hat­te die WHO einen Notfallfonds beschlos­sen, den Contingency Fund for Emergencies (CFE), der ein stän­di­ges Volumen von 100 Mio $ haben soll­te. Er soll­te ihr die Ressourcen bie­ten, um sofort auf Krankheitsausbrüche und huma­ni­tä­re Krisen mit gesund­heit­li­chen Folgen zu reagie­ren. Mit der Fähigkeit, schnell zu reagie­ren – in nur 24 Stunden – bevor ande­re Mittel mobi­li­siert wer­den, soll­te ver­hin­dert wer­den, daß ein Gesundheitsnotfall außer Kontrolle gerät. Link

Für die­ses Jahr waren davon zum 30.4.2020 knapp 20 Mio. $ ein­ge­gan­gen, davon aus Deutschland 3,3 Mio. $, der nied­rig­ste Betrag seit 2016. Link

Globale Seuchenbekämpfung: Kooperation zwischen Ungleichen

Unter die­sem beklem­mend aktu­el­len Titel ver­öf­fent­lich­te 2015 die Bundeszentrale für poli­ti­sche Bildung einen Aufsatz, der zu dem Schluß kommt:

Ohne aus­rei­chen­de Ernährung, Bildung und sani­tä­re Standards blei­ben die Mechanismen zur glo­ba­len Pandemiebekämpfung ein Tropfen auf den hei­ßen Stein.

'Einem ver­brei­te­ten Ausspruch zufol­ge ken­ne Krankheit kei­ne Grenzen. In der Tat: Ansteckungskrankheiten ver­brei­ten sich in einer glo­ba­li­sier­ten Welt häu­fig sehr schnell über regio­na­le Grenzen hin­weg. Epidemien, also lokal begrenz­te Ausbrüche, kön­nen mit­tels des inter­na­tio­na­len Flugverkehrs schnell zu Pandemien wer­den, die meh­re­re Regionen oder Kontinente betref­fen… „Globale Seuchenbekämpfung: Kooperation zwi­schen Ungleichen“ weiterlesen

Tagesspiegel kämpft mit Rechtsaußen gegen Rechte

Heute beglückt uns der Tagesspiegel so:

»In Politik und Sicherheitsbehörden wächst die Sorge über den wach­sen­den Zulauf für Verschwörungstheoretiker in der Coronakrise. "Wir soll­ten das auf kei­nen Fall unter­schät­zen", sag­te Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Sonntag dem Tagesspiegel. Die Propaganda gegen die staat­li­chen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie "wird auch von bür­ger­li­chen Leuten ver­tre­ten, zum Teil mit krank­haf­ten Zügen". Das wer­de von Rechtsextremisten und Reichsbürgern genutzt.

Stahlknecht mahn­te, die Politik müs­se stär­ker gegen­hal­ten "und strin­gen­ter argu­men­tie­ren". Die Glaubwürdigkeit lei­de, "wenn es einen Wettbewerb der Lockerungen gibt, obwohl sich das Virus kei­nes­wegs abge­schwächt hat".«

Lediglich amü­sant am Rande: Bis jetzt (20.5. 23:25) führt der im Artikel genann­te Link wie­der ein­mal hierhin:

Pikanter hin­ge­gen ist, daß der Tagesspiegel sich seit Tagen als Hüter der Demokratie vor rechts unter­wan­der­ten Corona-Demos auf­spielt. Und nun prä­sen­tiert er uns einen Rechtsaußen der Union als Warner. „Tagesspiegel kämpft mit Rechtsaußen gegen Rechte“ weiterlesen

Wie Medien Verschwörungstheoretiker päppeln

Der Tagesspiegel mel­det heu­te (s.a. spie​gel​.de):

'Referent des Bundesinnenministerium argu­men­tiert wie Coronaleugner

Unterdessen hat das Bundesinnenministerium das kri­ti­sche Papier eines Mitarbeiters zum Krisenmanagement der Regierung als „Privatmeinung“ bezeich­net. Der Referent hat­te sich in dem 80-sei­ti­gen Schreiben ähn­lich geäu­ßert wie Coronaleugner. Den Umgang mit dem Virus nann­te er einen „glo­ba­len Fehlalarm“, die Gefahr sei nicht grö­ßer als die vie­ler ande­rer Viren.

Das Papier ver­brei­te­te der Referent mit dem Briefkopf des Innenministeriums. Das sei nicht akzep­ta­bel, teil­te das Ministerium am Sonntag mit. Der Mann wur­de von sei­nen Dienstpflichten entbunden.'

Wir erfah­ren kein Wort zur Argumentation des Kritikers. Statt des­sen prä­sen­tiert das Blatt (erneut) die­se Drohung:

Wozu führt das? Erstens dazu, daß das Papier aus­schließ­lich auf einer kon­ser­va­ti­ven bis rechts­po­pu­li­sti­schen Plattform zu lesen ist. Und zwei­tens ver­stärkt es das Mißtrauen vie­ler Menschen in die Regierenden und die Medien. So wer­den Verschwörungstheoretiker gestärkt, auf daß man anschlie­ßend auf sie ein­hau­en kann.

Berlin: Rot-Rot-Grün Spitzenreiter bei Law & Order

Während in zahl­rei­chen Städten am 9.5. Aktionen von GegnerInnen der Corona-Maßnahmen weit­ge­hend unbe­hel­ligt von der Polizei statt­fin­den konn­ten (in Stuttgart waren 10.000 TeilnehmerInnen geneh­migt), setz­te Berlin auf Zwangsmaßnahmen: Pfefferspray, Festnahmen, Strafverfahren.

Die Polizei faßt ihre Einsätze so zusam­men: „Berlin: Rot-Rot-Grün Spitzenreiter bei Law & Order“ weiterlesen