Früher, als es noch Schlußredaktionen bei Zeitungen gab, wäre eine derart mißverständliche Überschrift nicht durchgegangen. So steht sie auf Seite 1 über einem Kommentar der FAZ vom 19.12. Darin liest man:
»Die Europäische Union kann stolz darauf sein, dass die Impfungen gegen Covid-19 in allen 27 Mitgliedstaaten gleichzeitig beginnen werden, vermutlich zwei Tage nach Weihnachten. Was für ein Fortschritt gegenüber dem Frühjahr! Damals wurden einseitig Grenzen geschlossen, konkurrierten Nachbarländer um Schutzausrüstung und Beatmungsgeräte. China zögerte nicht, die Gräben zu vertiefen, die sich in der europäischen Landschaft aufgetan hatten.«
Vermutlich, weil sie Hilfsbrigaden nach Italien geschickt und die Welt mit Masken versorgt haben, die hinterlistigen Chinesen. Da ist die EU moralisch weiter:
»Zu Selbstgefälligkeit besteht dennoch kein Anlass. Nicht nur der UN-Generalsekretär weiß, dass der erlösende Impfstoff auch jenseits der EU „überall und für alle Menschen zugänglich und bezahlbar“ sein muss. Es ist aber nicht zynisch, festzustellen: Wenn der EU als ganzer jetzt Impfstoffnationalismus vorgeworfen wird, dann sind die Europäer schon ein gutes Stück vorangekommen.«