Die PCR (Polymerase-Kettenreaktion) ist eine mittlerweile weithin bekannte Labormethode, die routinemäßig für die Diagnose von COVID-19 eingesetzt wird. Technisch gesehen ist sie ein präzises Instrument zur immensen Vermehrung der Erbsubstanz DNA aus einem kaum vorhandenen Ausgangsmaterial – aus einem einzigen Abschnitt eines Moleküls kann sie innerhalb von Stunden Milliarden von Kopien machen. Tragischerweise ist diese Methode in die falsche Gesellschaft geraten: sie wurde erst vom Pharmariesen Hoffmann-La Roche und dann von der klinischen Virologie vereinnahmt. „PCR-Technologie zwischen Pharmaindustrie und Virologie“ weiterlesen
Entwicklungshilfe für Test-Hersteller
Zum ersten Lockdown erschienen mehrere Homestories über den Berliner Olfert Landt und seine Biotechnologie-Firma TIB-MOLBIOL. Präsentiert wurde dem Publikum ein wackeres Familienunternehmen, bei dem alle mit anpacken, wenn wieder eine Epidemie umgeht, und das vor allem kostengünstige Produkte herstellen will, aktuell PCR-Testkits auf COVID-19. Immer wieder wurde betont, es ginge nicht ums Geld, und wenn das so auffallend häufig geschieht, lohnt sich ein zweiter Blick. Dies soll hier anlässlich des zweiten Lockdowns geschehen und gefragt werden: Wie ist es Firma und Eigentümer inzwischen ergangen? „Entwicklungshilfe für Test-Hersteller“ weiterlesen
„Wunder von Haiti“ statt „maximaler Katastrophe“
Die Voraussagen für Haiti waren im April 2020 denkbar schlecht, wie in der New York Times zu lesen war:
„Einen Monat nach Bekanntgabe des ersten Falls hat es nur 58 bestätigte Fälle und vier Verstorbene gegeben. […] Doch mit dem Zustrom von Arbeitern, die aus der Dominikanischen Republik zurückkehrten, wo es 5.044 Fälle und 245 Verstorbene durch COVID-19 gegeben hat, stünden die Chancen schlecht für Haiti und sein schwaches Gesundheitssystem. So warnte ein Beratergremium des Präsidenten, das von Dr. Jean William ‚Bill‘ Pape geleitet wird, einem weithin renommierten Arzt, der eilig Zentren aufbaut, die COVID-19-Patienten behandeln sollen.
‚Das Monster kommt auf uns zu,‘ sagte Dr. Pape […]. Doch der Plan, der ausgebildetes Personal, persönliche Schutzausrüstungen sowie Sauerstoff benötigt, ist kostspielig. Dr. Pape schätzt, daß allein der erste Monat etwa 30 Millionen US-Dollar kosten wird – etwa die Hälfte von dem, was die Regierung Haitis jährlich für das Gesundheitssystem ausgibt. […]
Dr. Pape bildete über 1000 Personen aus, die von Tür zu Tür gehen, jeden mit Symptomen heraussuchen und dazu drängen sollen, ins Krankenhaus zu gehen. […] In den letzten Wochen sind täglich tausende Haitianer aus der Dominikanischen Republik zurückgekehrt […]. Ärzte haben sie an vier offiziellen Grenzstationen untersucht, aber nicht an Dutzenden illegaler Übergänge.“ [1] „„Wunder von Haiti“ statt „maximaler Katastrophe““ weiterlesen
Ein Gespenst geht um in Europa: die „Falldemie“
Der Herbst hat kaum begonnen, da wird schon unser Winter verplant:
„Bundesgesundheitsminister Spahn hat eine neue Strategie für den Winter angekündigt. […] Spahn zeigte sich besorgt über die Dynamik der Corona-Infektionen in Frankreich, den Niederlanden und Spanien. Insbesondere in Spanien sei die Situation entglitten und nicht mehr unter Kontrolle, sagte er.“ [1]
Immer soll man woanders hinsehen als auf die einheimischen Zahlen – außer nach Schweden, selbstverständlich. Bevor es wie verlangt um „die Dynamik der Corona-Infektionen in Frankreich, den Niederlanden und Spanien“ geht, soll eine Graphik mit den europäischen Daten seit Januar [2] die Gesamtsituation verdeutlichen. Dargestellt sind (in blau) die positiv getesteten „Fälle“, denen (in rot) Todesfälle, die mit COVID-19 in Verbindung gebracht werden, entgegenstehen. Im Laufe des Sommers ist die Zahl der positiv Getesteten auf den Höchststand vom Frühling zurückgekehrt, aber ohne einen entsprechenden Anstieg der Todeszahlen. In Europa geht eine „Falldemie“ (von englisch „casedemic“) um, die dadurch charakterisiert ist, aus „Fällen“, also positiv Getesteten zu bestehen – mehr nicht. Da der neue Anstieg durch einen Anstieg der durchgeführten Tests zustande kommt, könnte man dieses Phänomen auch als Test-Epidemie bezeichnen.
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Schuss in den Mond: Mit Schnelltests in den Brexit
Der britische Premierminister Boris Johnson hat am 10. September für den kommenden Herbst nicht weniger als eine „Operation Moonshot“ angekündigt. Das klingt schwer nach James Bond, aber es ist
„der Codename des neuesten Massentestungsprogramms der britischen Regierung mit dem Ziel, Tests der Bevölkerung auf COVID-19 bis Anfang 2021 auf 10 Millionen täglich zu steigern. Alles für angeblich 100 Milliarden Pfund Sterling. […] Eine schnelle Durchsicht der Folien voll von Mengenlehre-Diagrammen, falsch zugeordnetem Text, unerklärter Farbcodierung, schwachsinnigen Berater-Slogans – und sogar die größten Optimisten unter uns werden beginnen, Vertrauen zu verlieren. Es sieht ehrlich aus und liest sich wie eine Silicon Valley PowerPoint-Präsentation aus den 1990ern von einem Verkaufsleiter, der weiß, daß er eine Technologie und eine Idee anpreist, die es noch nicht gibt und die unerreichbar sind. […]
Aber wenn du noch irgend einen Zweifel hast, ob dieses Dokument eine völlige Zeitverschwendung ist, sollte die folgende Phrase der Nagel in den Sarg sein: Hebel-Synergien. Yup, das ist richtig, die Regierung plant die Ausgabe von 100 Milliarden Pfund und Durchführung von 10 Millionen COVID-19 Tests täglich durch Hebel-Synergien. Ich kenne Sie überhaupt nicht, aber wann auch immer ich Synergien hebele, weiß ich, daß ich einen guten Job mache. […] Es scheint, dass Großbritannien COVID-19 einhändig mit einem schrecklichen PowerPoint geknackt und einen Haufen Privatunternehmen gleichzeitig reich gemacht hat!“ [1] „Schuss in den Mond: Mit Schnelltests in den Brexit“ weiterlesen
Cycling und Recycling der SARS-CoV-PCR
Der Test, der die Basis für COVID-19 und alle daraus entstehenden Konsequenzen bildet, ist die Polymerase-Kettenreaktion. Erfunden hat diese Methode der US-Amerikaner Kary Mullis, der seine Geschichte so erzählte:
„Es war ein Geistesblitz—bei Nacht, unterwegs auf einer mondbeschienenen Bergstraße, an einem Freitag im April 1983. Ich fuhr gemächlich mit meinem Wagen zu den Mammutbaumwäldern im Norden Kaliforniens, als aus einem unglaublichen Zusammentreffen von Zufällen, Naivität und glücklichen Irrtümern plötzlich die Eingebung kam: zu jenem Genkopierverfahren, das heute als Polymerase-Kettenreaktion (englisch polymerase chain reaction oder kurz PCR) bekannt ist. „Cycling und Recycling der SARS-CoV-PCR“ weiterlesen
Zu Chancen, Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre PR-Agentur
Seit dem 1. September 2020 präsentiert das Bundesministerium für Gesundheit BMG sein neuestes Instrument gegen „Falschinformationen und Verschwörungstheorien“:
„Das seit langem geplante staatliche Internetportal für Gesundheitsinformationen soll am Dienstag freigeschaltet werden, um Falschinformationen entgegenzuwirken. […] Für den Minister ist das Portal www.gesund.bund.de, das auch auf das Coronavirus eingeht, ‚ein zentraler Baustein, um Falschinformationen und Verschwörungstheorien entgegenzutreten“. Es gebe aber auch jenseits von Corona „die wildesten Theorien zu bestimmten Medikamenten, Impfungen oder heilkundlichen Verfahren, die durchs Internet geistern‘, erklärte Spahn. ‚Dem setzen wir ein wissenschaftlich abgesichertes, seriöses Angebot entgegen. Wer Gesundheit googelt, soll künftig zuerst bei uns landen.‘“ [1] „Zu Chancen, Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre PR-Agentur“ weiterlesen
Corona-PR: hip, teuer, destruktiv
Am 17. Juli 2020 meldete der SPIEGEL unter der Überschrift „Spahn verdreißigfacht Werbeausgaben“:
„Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter der Leitung von Jens Spahn (CDU) hat in der Coronakrise das Budget für Öffentlichkeitsarbeit nach eigener Aussage ‚deutlich überschritten‘. Gab das Ministerium in normalen Jahren zwischen 900.000 und 1,3 Millionen Euro für Anzeigen und Werbespots in Massenmedien aus, waren es bis zum 30. Juni bereits rund 31,4 Millionen Euro.“ [1]
Das Geld ging an Printmedien, Plakatwerbung, TV-Kampagnen, Radiowerbung und verstärkt in den Online-Bereich – Kinos gingen leer aus, die waren ja geschlossen – und an eine Werbeagentur, wie eine Anfrage an das Bundesgesundheitsministerium ergab:
„Die Unterstützung bei der Konzeption und Durchführung von Kommunikationsdienstleistungen erfolgt nach Durchführung einer europaweiten Ausschreibung seit 1. April diesen Jahres durch die Agentur Scholz & Friends Berlin GmbH in Berlin. Das Auftragsvolumen wurde zum Zeitpunkt der Ausschreibung auf 22.000.000 EUR für die Dauer von 4 Jahren geschätzt.“ [2] „Corona-PR: hip, teuer, destruktiv“ weiterlesen
Die Legende von der asymptomatischen Übertragung
Will man dem NDR glauben, sind die Nordlichter nicht gerade die Hellsten:
„Recherchen von NDR Info und NDR Data zeigen, dass in einem Datensatz von Anfang Juli 78 Fälle in den Einzelfall-Meldungen des RKI verzeichnet waren, deren Erkrankungsbeginn deutlich vor dem oder zeitgleich mit dem Bekanntwerden des ersten Hamburger Patienten lag – in einigen Fällen schon Mitte Januar, also sogar vor dem Ausbruch beim bayerischen Automobilzulieferer Webasto.“ [1]
Diese Daten stammten aus allen norddeutschen Bundesländern und nachdem der NDR nachgehakt hatte, wurden mindestens 38 der 78 Frühfälle mit den merkwürdigsten Erklärungen revidiert. „‚Ärgerliche‘ Tippfehler“ habe es gegeben, und: „Erstaunlich häufig geschah es, dass Mitarbeitende der Gesundheitsämter bei der Fallaufnahme statt März den Februar als Erkrankungsbeginn vermerkten“. Das wurde so erklärt: „Da prallten ja Digitalisierung und neues Personal aufeinander, das war ein sehr dynamischer Prozess und das waren einfach sehr komplexe Bearbeitungsgänge.“ [1] „Die Legende von der asymptomatischen Übertragung“ weiterlesen
Notizen aus dem Fast-Risikogebiet Dithmarschen
Wie in den meisten Gegenden Deutschlands hatte sich endlich wieder eine Art Normalität eingestellt, als wir am 28. Juli von der Nachricht überrascht wurden, es gebe „30 neue Corona-Fälle in Dithmarschen seit vergangenem Mittwoch“, die „Fallzahlen steigen enorm“. Erhöht hatte sich demnach die Anzahl der positiv Getesteten auf insgesamt 108 Personen. [1]
Der Kreis Dithmarschen an der Westküste Schleswig-Holsteins ist von Wasser umschlossen und besteht laut der Lyrikerin Sarah Kirsch „zu 97 Prozent aus Himmel“ [2]. Zwischen Eider, Elbe, Nordsee und Nord-Ostsee-Kanal leben gut 133.000 Einwohner. Aufgrund der vom Robert-Koch-Institut RKI erklärten Grenze von 50 positiv Getesteten auf 100.000 Einwohner wäre hier die Grenze bei 67 erreicht, dann würde ein erneuter Lockdown drohen.
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