Korinna Hennig und Sandra Ciesek plaudern durchaus amüsant im NDR-Podcast 63 über Corona (ndr.de, 4.11.20).
Nicht ganz und gar offen beginnt Frau Ciesek so:
»Beim Blick ins DIVI-Intensivregister sieht man, dass die Zahlen weiter ansteigen, an Patienten, die intensivpflichtig werden und die Covid-19 haben.«
Richtiger wäre, darauf hinzuweisen, daß hier genau so wie bei den Todesfällen verfahren wird. PatientInnen, die auf eine Intensivstation gelangen, werden automatisch Corona-getestet. Sind sie positiv, gelten sie als Corona-Kranke, unabhängig von dem Grund ihrer Einlieferung. Es folgt ein verblüffendes Zahlenspiel:
»Wenn man sich mal eine andere Stadt dazu anguckt – also auch in Hessen – das ist Marburg, die haben einen Anstieg der Zahlen in den letzten vier Wochen von erst 100, dann 170, dann 313, dann 728 Fälle. Man sieht, dass es fast jede Woche zu einer Verdopplung dort kam, Und trotzdem sind nur sechs Prozent der Patienten auf den Intensivstationen Covid-Patienten. Ich schließe daraus, dass Marburg ungefähr zwei Wochen hinter Frankfurt und Berlin mit ihrem Verlauf ist. Ich fürchte, dass die in zwei Wochen ungefähr da stehen werden, wo Frankfurt und Berlin heute mit der Anzahl der Covid-Patienten auf Intensivstationen sind.«
Das Hennigsche Übersprungthema und Engpässe im Plastikmaterial
»Wir wollen mal zum nächsten aktuellen Thema überspringen. Wir haben heute Tag Zwei des neuen Maßnahmenpakets… Wann rechnen Sie damit, dass Erfolge sichtbar werden? In Zahlen, in Neuinfektionszahlen?
Sandra Ciesek
Das Ziel der Bundesregierung ist, die Zahl wieder unter 50 pro 100.000 zu bekommen. Das ist ein sehr hochgestecktes Ziel. Das muss jedem klar sein. Vor allen Dingen, wenn man das über die Fläche betrachtet…
Ich denke, man muss sich das genau anschauen, weil da natürlich viele Faktoren eine Rolle spielen. Also, was ich auch gerade für Frankfurt gesagt habe: Ich bin mir nicht sicher, ob sich das Infektionsgeschehen hier schon verlangsamt durch die Maßnahmen, was sehr schön wäre, aber Sorgen macht mir diese Positiv-Rate. Und das hat ja auch damit zu tun, dass die Testkapazitäten nun langsam am Ende sind. Wir können die nicht unendlich steigern. Das ist auch so eine Annahme, warum man denn nicht im Sommer das besser vorbereitet hat und einfach mehr Leute eingestellt hat. Diese Leute gibt es nicht. Wir haben Engpässe im Plastikmaterial wieder bei den PCRs, also, dass es einfach die Platten und die Spitzen nicht gibt und die Hersteller gar nicht hinterherkommen mit der Produktion, weil einfach der Bedarf weltweit zu hoch ist. Wir sind ja nicht die einzigen. Das ist eine weltweite Pandemie und ein weltweites Problem.«
Ein Jahr mehr Homeschooling, zum Beispiel
»Das bedeutet, wenn die Zahlen wirklich weiter steigen sollten, wovon ich hoffentlich nicht ausgehe, dass man dann doch vielleicht noch nachsteuert und mehr Homeoffice fordert oder fördert, was ja auch die WHO vorschlägt. Oder dass man vielleicht bei den Oberstufenschülern noch Konzepte verfeinert, dass es dort bei den älteren Schülern ein Jahr mehr Homeschooling gibt oder feste Klassen. Das ist ja immer noch nicht komplett umgesetzt.«
Ciesek hat Hennig anscheinend ihre Studie verschwiegen, die sie so zusammenfaßt: „In den zwölf Wochen Beobachtungszeitraum hat sich wohl keines der mehr als 800 untersuchten Kinder infiziert“, sagte Studienleiterin Sandra Ciesek der Zeitung." (s. Sandra Ciesek baff: Kinder infizieren sich nicht!). Denn sie fragt:
»Korinna Hennig
Stichwort Schulen: Es gilt mittlerweile ja als wissenschaftlichen Konsens, dass Kinder und insbesondere ältere Kinder und Jugendliche zumindest auch Teilnehmer der Pandemie sind.«
Einfach Schmarrn erzählen
Ciesek kann sich felsenfest darauf verlassen, daß Hennig nicht nachfragt. Schließlich ist sie keine Journalistin (s. Wahre Gleichberechtigung: Frauen als "Journalismus"Preis-Messies). Und so darf sie ungestraft antworten:
»Sandra Ciesek
… Was man auf jeden Fall sieht bei den Schulen, ist, dass die Anzahl der Infektionen korreliert mit der Anzahl der Infektionen in der Normalbevölkerung. Das heißt, auch hier ist das Ziel, die Infektionen an sich zu reduzieren, damit man einfach auch weniger Fälle in der Schule hat und die Schulen und auch die Kitas offenlassen kann.«
Eigentor der Tagesschau
So wie für Frau Prof. Ciesek nicht wahr sein kann, was nicht wahr sein darf, bezweifelt tagesschau.de am 5.11. gar die Angaben der Kultusministerien – und schießt dabei ein Eigentor:
»Kultusminister rechnen Zahlen klein
Offenkundig um zu demonstrieren, wie sicher die Schulen seien, setzen Kultusministerien und Schulbehörden die Zahl der Infektionen immer wieder in Relation zur Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler. So heißt es beispielsweise im jüngsten Beschluss der Kultusministerkonferenz:
"Die Infektionszahlen in den Schulen bewegen sich derzeit bundesweit im Promillebereich und damit auf einem vergleichsweise geringen Niveau. Schulen sind somit im Vergleich zu anderen Lebensbereichen als sichere Orte anzusehen."
Diese Darstellung ist allerdings sehr ungewöhnlich; die Angaben über die Infektionen insgesamt werden auch nicht in Verhältnis zur Gesamtbevölkerung gesetzt. Denn diese bewegen sich ebenfalls im Promillebereich: Am 2. November registrierte das Robert Koch-Institut für ganz Deutschland 12.097 Neuinfektionen. Auf die Gesamtbevölkerung bezogen wären das lediglich 0,01 Prozent. Nimmt man die aktiven Erkrankungen, laut RKI etwa 200.000 in Deutschland, wären das 0,24 Prozent.«
Noch'n Schmarrn aus Belgien, ziemlich nah bei Frankfurt
»Sandra Ciesek
Belgien hat in der EU gemessen an der Einwohnerzahl die meisten Infektionen. Die haben über 20.000 Infektionen pro Tag, haben aber nur 11,5 Millionen Einwohner. Das entspräche in Deutschland einer Zahl von 140.000 Fällen. Also viel, viel höher als das, was wir jetzt haben. Die haben eine Inzidenz von 1500 pro 100.000. Haben – laut dem, was ich gefunden habe – 25 Prozent positive Tests. Das ist jetzt gar nicht so weit weg von uns in Frankfurt…
Die haben zum Beispiel, was mich gewundert hat, immer noch Indoor-Spielplätze geöffnet. Bei offiziellen Veranstaltungen dürfen in Innenräumen noch 40 Personen und bei größeren Innenräumen noch 200 Personen zusammenkommen, im Freien sogar 400. Das ist natürlich sehr viel, wenn Sie 1500 pro 100.000 Einwohner Inzidenz haben.«
Zunächst einmal: Belgien hat (Stand 4.11.) eine Testrate von 44,6%, also wurde fast jedeR Zweite in Belgien getestet. Statt "laut dem", was Frau Ciesek "gefunden" hat (25 Prozent), beträgt der Anteil positiver Tests 9,2%. Vor allem beträgt auch bei dieser riesigen Testrate der Anteil der Todesfälle "an und mit Corona" mit 12.344 0,1 Prozent.
Imperfektion zur Schweiz, auch nicht weit weg
(Um mit Cieseks Kollegin aus der Drosten-Bande zu sprechen, s. Prof. Brinkmann ist es leid und erzählt Käse).
»Sandra Ciesek
Guckt man sich die Schweiz an, das war ja ein anderes Beispiel: Die haben eine 14-Tage-Inzidenz von 837 pro 100.000 Einwohner. Also auch deutlich höher als das, was Deutschland hat. Im Kanton Wallis war das sogar 2000 pro 100.000 Einwohner, also wahnsinnig hoch. Die haben eine Positiv-Rate der Tests von 29 Prozent gehabt. Auch hier nimmt die Zahl der Menschen, die ins Krankenhaus müssen, deutlich zu. Und die Schweiz ist ja ein Land, das viele als Urlaubsregion kennen. Also, das ist ja nicht weit weg. Es ist jetzt nicht komplett anders als wir, von der wirtschaftlichen Situation. Deswegen ist das schon ernst zu nehmen und muss man immer auch auf diese Länder gucken.«
Der Anteil positiver Tests beträgt in Wirklichkeit 8,9%. Insgesamt wurden 24,9% der SchweizerInnen getestet.
Nicht alles, was da drinsteht, ist ja komplett falsch
So freundlich geht Ciesek mit den Kollegen um, die gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und vielen Fachverbänden kritische Positionen zu den Plänen der Bundesregierung bezogen hatten.
»Sandra Ciesek
Also, um erst mal so generell was zu diesem Papier zu sagen: Ich fand das wirklich vom Timing unangemessen, an diesem Tag damit rauszukommen und in die Öffentlichkeit zu gehen. Einige haben dann berichtet, dass das schon mehrere Wochen alt war, dieses Papier. Ich erwarte dann einfach, wenn man so was rausbringt, dass man sich auf den aktuellen Stand der Wissenschaft und der Lage wirklich bezieht. Ich glaube, die Kollegen haben da den Ernst der Lage überhaupt nicht erkannt oder verstanden. Und das hatte so viel Spaltungspotenzial auch in der Bevölkerung. Wenn man jetzt sagt: Okay, ich bin in Deutschland in einem Bereich, der nicht schwer betroffen ist, dann muss man Kollegen anrufen in Bereichen, wo die Zahl der Infektionen höher ist. Also zum Beispiel in Berlin. Oder man sollte ins europäische Ausland schauen. Da kann man das ja nicht einfach ignorieren, was dort passiert. Und für mich war das einfach sehr weit weg von der Realität in diesem Punkt. Nicht alles, was da drinsteht, ist ja komplett falsch oder schlecht.«
La science – c'est moi! (Et Mr Drosten, bien sûr)
»Sandra Ciesek
Und wir sind für jeden dankbar, der da mitdenkt. Und die Politik sowieso. Jeder, der gute Gedanken hat, so sollte man diskutieren. Aber man muss ja an der Lage im Moment erkennen, dass es einfach gar keine andere Wahl gibt, als jetzt zu handeln. Und natürlich arbeiten alle parallel. Es ist ja nicht so, dass sich die Leute, die sich jetzt um akute Fälle kümmern, nicht sich auch Gedanken machen, wie es dann in vier Wochen weitergeht oder in einem halben Jahr. Es als gemeinsames Papier von Wissenschaft und Ärzteschaft zu benennen – Das ist einfach schwierig, weil ich das auch nicht erkenne. Weil eigentlich die Wissenschaft sich komplett gebündelt von den sechs großen Organisationen komplett anders verhalten hat und andere Empfehlung abgegeben hat. Und in dem Papier waren die Kollegen ja gegen ein breites Herunterfahren des Alltagslebens. Und für größere Bemühungen um Akzeptanz. Das ist ja so ein bisschen das, was Schweden vorschlägt. Und ich denke, dass das nicht so einfach ist. Im Gegenteil.«
Tonus war Schlag vor den Kopf
»Sandra Ciesek
Und mit denen, mit denen ich gesprochen habe, war dieses Papier wirklich wie ein Schlag vor den Kopf. Und das tut mir einfach wahnsinnig leid, weil es einfach völlig schlecht getimt war. In einer Situation, wo man sich wünscht, dass alle zusammenhalten, an einem Strang ziehen und gemeinsam das Virus bekämpfen, sich dann auch noch so zu spalten und zu sagen: Also, ihr übertreibt ja alle. Und ist ja alles nicht so schlimm. So ungefähr, das war ja so der Tonus.«
Kriminelle Vorschläge für Schwangere
Wie Drosten schnappt sie etwas auf und plappert darüber:
»Sandra Ciesek
In den USA kam eine Studie heraus. Die haben wirklich über viele, viele Monate das sich angeschaut bei 400.000 Frauen. Davon waren 23.000 ungefähr schwanger. Sie haben gesehen, dass bei Schwangeren das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt, für einen Aufenthalt auf Intensivstationen, höher ist als in der gleichen Altersgruppe von Frauen, die nicht schwanger sind. Und hierzu muss man sagen, dass das absolute Risiko natürlich immer noch sehr gering ist. Man braucht da jetzt keine Panik haben, wenn man schwanger ist, weil das Risiko bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren eigentlich ja gering ist. Also erst mal sind sie unter 50. Zweitens haben Frauen auch ein geringeres Risiko. Trotzdem haben Schwangere in der gleichen Altersklasse ein höheres Risiko als Nicht-Schwangere. Und das liegt so um den Faktor zwei bis drei ungefähr. Besonders natürlich, was auch wieder relativ logisch ist, gilt das für Schwangere über 35, also bei den etwas Älteren. Trotzdem muss man den Schwangeren mitgeben: Es ist ganz, ganz wichtig, dass sie die Hygieneregeln einhalten, also AHAL. Dass sie sich schützen gegen Grippe, also auch gegen Grippe impfen lassen, dass sie die Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Das ist alles ganz, ganz wichtig. Und was für mich jetzt wichtig ist: Dass man, wenn man einen Impfstoff hat, die Schwangeren auf jeden Fall relativ früh mit in diese Impfstrategie einbinden muss, wie man den Impfstoff verteilt…
Das unterscheidet hier die Studie – ich habe die nur heute Morgen kurz durchgescrollt – nicht, ob das Risiko abhängig ist von der Schwangerschaftswoche… Zum Beispiel das mit den Schwangeren
ist ja von der CDC erst gestern veröffentlicht worden.…«
Irrsinnig und schwierig
»EIN VIERTEL DER BEVÖLKERUNG ALS RISIKOGRUPPE
Sandra Ciesek
Und dann, wenn man sich die Ergebnisse anschaut, haben wir 83 Millionen Einwohner in Deutschland. Und die haben gesehen, dass 21,9 Millionen, also 26,4 Prozent, über ein Viertel, mindestens eine der berücksichtigten Vorerkrankungen hatten und somit ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Wenn man sich jetzt mal überlegt, was das bedeutet: 21,9 Millionen Menschen sollen geschützt werden vor den restlichen 60 Millionen. Dann merkt man, wie irrsinnig und wie schwierig das ist…
Korinna Hennig
Und die Schwangeren sind da gar nicht drin. Und Menschen, die vielleicht übergewichtig sind, aber gar nicht in Behandlung sind, weil Übergewicht ja auch ein Faktor ist, ein Risikofaktor. «
Pause – ich kann nicht mehr.
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
Wenn‘s nicht so traurig wäre, könnte man es als Kabarett abtun und lachen.
Wenn solche Personen aber den offensichtlichen Schwachsinn auch noch den Naiven da draußen tatsächlich glauben machen können, wird das Momentum des Untergangs immer größer. Gibt es keine Pflicht zum Schweigen (wenn man keine Ahnung hat) in Analogie zum Recht auf freie Meinungsäußerung? // Ironie off //
Wissenschaft ist zur Kirche verkommen.
Die bestallten, angesehenen und sicher gut versorgten Wissenschafts-Kleriker predigen dem Volk angebliche Wahrheiten.
Dabei werden Zahlen, die vielleicht sogar anständig und sachlich richtig erhoben wurden, völlig fehlgedeutet und in falschen Kontext gestellt, und rein zielführend ausgedeutet werden.
Regel: die größere Zahl ist immer die bessere, Veränderungen werden immer so dargestellt, dass etwas zunimmt und gesteigert wird, die Zahlen müssen illustrieren: "es ist alles ganz schrecklich".
Ich komme immer mehr zur Überzeugung, dass wir heute wieder im tiefsten Mittelalter angekommen sind.
Aber viel schlimmer. Im Mittelalter gab es viele Möglichkeiten, sich dem Zugriff der Obrigkeit zu entziehen. Aber heute? Im Zeitalter von Drohnen, Starlink, Spionagesatelliten, Kameraüberwachung gibt es kein Entkommen mehr.
Einen Preis haben die Damen kürzlich bekommen? Es kann sich nur um einen Preis für Lügen und Dummheit gehandelt haben. Wenn nicht, sollten sie den schleunigst kriegen…