Eigentlich hat jeder Corona…

Jedenfalls wenn man von die­sen vom RKI erfaß­ten Symptomen aus­geht. Interessant ist die Fußnote.

Tabelle 2: Erfasste Symptome für COVID-19 Fälle in Deutschland (Meldedaten)

Husten 45 %
Fieber 38 %
Schnupfen 20 %
Störung des Geruchs- und/oder Geschmackssinns* 15 %
Pneumonie 3,0 %
Weitere Symptome:
Halsschmerzen, Atemnot, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Konjunktivitis, Hautausschlag, Lymphknotenschwellung, Apathie, Somnolenz.

* In Deutschland wer­den seit der 17. KW für die COVID-19-Fälle Geruchs- und Geschmacksverlust als Symptome erfasst. In vie­len inter­na­tio­na­len Studien wur­de bei über der Hälfte der Probanden ein Geruchs- und/oder Geschmacksverlust nach­ge­wie­sen (70–72). Die deut­lich höhe­re Prävalenz resul­tiert ver­mut­lich aus der inten­si­ve­ren Ermittlung sol­cher Symptome im Rahmen von Studien im Vergleich zum Meldewesen.

Und nein: Das RKI behaup­tet nicht, jeder Mensch mit den genann­ten Wehwehchen sei "an oder mit Corona" erkrankt.

Rechtsmediziner der Charité: Leichen von Menschen, die seit März das Haus nicht verlassen haben

Der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin der Charité Berlin, Michael Tsokos, schil­dert gru­se­li­ge "Kollateralschäden" der "Corona-Maßnahmen". In der "NDR Talk Show" vom 2.10. erklärt er (ca. ab Minute 3):

»Zunächst war natür­lich im März auch für uns die Unsicherheit, was hat das für unse­re Arbeit zu tun. Und da hat ja das Robert-Koch-Institut rela­tiv zu Anfang gesagt "Keine Obduktionen wegen Infektionsgefahr". Und ich habe auch zu mei­nen Leuten gesagt "Ist Quatsch". Wenn wir uns rich­tig schüt­zen, dann ist es weit­aus weni­ger gefähr­lich als z.B. Tuberkulose. Und dann hat­ten wir im März einen Tag, da sind fünf alte Menschen an Covid-19 eben gestor­ben in einem Altenheim, und dann habe ich gesagt, ich mache die Sektionen alle allei­ne, um ein­mal zu zei­gen, ich bin nicht der Chef, der sagt "Macht mal, da tut sich kei­ner was" und ich sit­ze in mei­nem Büro. Und das hat sich dann in der Routine eingespielt.

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Bingo mit "Risikogebieten"

Es gibt kei­ner­lei inter­na­tio­nal gül­ti­gen Definitionen, kei­ne euro­pa­wei­ten und auch kei­ne in der gan­zen BRD gel­ten­den Regeln zu "Risikogebieten". Was Herr Wieler (Herr der Ringe = "Risikogebiete in ganz Europa") und sein RKI da täg­lich aus­wür­feln, kann von den Ländern beach­tet wer­den oder in die Tonne gehau­en. Denn auch hier ent­schei­den die ProvinzfürstInnen jedeR für sich. Und die trei­ben es dolle.

"Was gilt bei Reisen in Deutschland?" fragt sich heu­te tages​schau​.de.

»In der Regel gilt ein Land oder eine Region ab 50 Neuinfektionen in den ver­gan­ge­nen sie­ben Tagen pro 100.000 Einwohner (Siebe-Tage-Inzidenz) als Risikogebiet. Für das Ausland legen das Bundesgesundheits­ministerium, das Bundesinnenministerium und das Auswärtige Amt das gemein­sam fest und ver­öf­fent­li­chen eine Liste.

Für inner­deut­sche Risikogebiete gibt es aber eine sol­che bun­des­weit gül­ti­ge Liste nicht. Stattdessen ent­schei­det jedes Bundesland für sich, wel­che Region, wel­che Stadt oder gar wel­cher Bezirk als Risikogebiet gilt – und wel­che Konsequenzen das für Reisende hat. Wer aus einem Risikogebiet kommt oder in eines rei­sen möch­te, soll­te sich also im Vorfeld sehr genau infor­mie­ren, wel­che Regeln für die jewei­li­ge Region gelten.

Was gilt wo?

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RKI gibt Blockade auf: Erstmals Zahlen zu symptomlosen "Fällen"

Ein Bericht auf swr​.de weist dar­auf hin, daß das RKI sei­ne Weigerung end­lich auf­ge­ge­ben hat, Auskunft über die Zahl der nicht erkrank­ten "Fälle" zu geben.

Tatsächlich wer­den sie im Täglichen Lagebericht des RKI vom 29.9. ange­ge­ben. Auch wenn man den Angaben miß­trau­en muß, stel­len sie doch eine Bestätigung vie­ler KritikerInnen dar. Der SWR faßt sie so zusammen:

Man kann die Zahlen auch anders lesen (s.u.). Richtig ist zwei­fel­los die Situationsbeschreibung: "Zwar stei­gen die Fallzahlen im Land, aber die Dramatik bleibt aus: Kaum Todesfälle, lee­re Intensivstationen."

Unverständlich ist, wie swr​.de zu sei­nem Fazit gelangt:

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Wer sitzt in der "Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut"?

Im Beitrag Maske fore­ver, weil beim Impfen "Erfahrungshorizont über­schau­bar" ist wur­de berich­tet, wel­che Pläne die "Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut" mit uns hat. Was ist das für ein Gremium?

Die Stiko ist im Infektionsschutzgesetz ver­an­kert, eine ihrer Hauptaufgaben ist die Formulierung von Impfempfehlungen. Wer sich denen wider­setzt, bekommt kei­nen Ersatz für einen Verdienstausfall durch Quarantäne, ab dem 1.1.2021 auch nicht bei Schul- oder Kitaschließungen (s. Spahns "frei­wil­li­ge Impfungen" sind ein Hohn).

Wer sind ihre Mitglieder und wer steckt hin­ter ihnen? Nach Wikipedia wer­den sie vom Bundesminister für Gesundheit beru­fen. (Das ist offen­bar ein wesent­lich demo­kra­ti­sche­res Verfahren als die Besetzung von Richterstellen durch Trump.)

»12 von 16 Mitgliedern der STIKO wur­den… Nebentätigkeiten für Pharmaunternehmen oder von die­sen unter­stütz­ten Organisationen vor­ge­hal­ten

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"Die Zeit" zu Merkels 19.200 – alles paletti

"Schiere Panikmache" wird ver­mut­lich jeder klar den­ken­de Mensch zu Merkels Zahlen sagen. Ganz anders so man­ches "Qualitätsmedium". zeit​.de vom 29.9. etwa:

»Merkels Überschlagsrechnung ist durch­aus plau­si­bel, das zei­gen auch epi­de­mio­lo­gi­sche Modelle. Diese sind ein nütz­li­ches Werkzeug im Infektionsschutz und kön­nen dabei hel­fen, zu ver­ste­hen, wie sich die Infektionszahlen künf­tig ent­wickeln könn­ten. Entscheidend dafür ist der soge­nann­te R‑Wert. Er beschreibt – in der Theorie – wie vie­le Menschen ein Infizierter ansteckt. Solange R grö­ßer ist als eins, brei­tet sich das Virus expo­nen­ti­ell aus: Das heißt, das Wachstum wird immer schneller.

Aktuell liegt er über eins. Und dar­aus lässt sich ein Trend errech­nen: Bei einem R‑Wert von 1,17, wie er aktu­ell im Lagebericht des RKI vom 27. September zu fin­den ist, pro­gno­sti­ziert ein epi­de­mio­lo­gi­sches Modell, das ZEIT ONLINE…für Weihnachten knapp 20.000 Neuinfektionen.«

Dafür wird eine net­te inter­ak­ti­ve Grafik ange­bo­ten, mit der man mit den Zahlen des RKI vom 29.9. (R‑Wert 1,03) auf nicht ein­mal 10.000 käme – abge­se­hen davon, daß die­se Hochrechnerei ohne­hin nur ein unrea­li­sti­sches Zahlenspiel darstellt:

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"Mit Reiserückkehrer-Tests Steuergelder verpulvert"

Einer, der damit Geld ver­dient, fühlt sich offen­bar nicht wohl in die­ser Situation. Oliver Harzer ist Geschäftsführer von Bioscientia, einem der größ­ten medi­zi­ni­schen Labore in Deutschland. In einem Interview mit swr​.de vom 25.9. sagt er:

»Also wir konn­ten das hier sehr gut nach­voll­zie­hen, wo die Menschen, die gete­stet wur­den, her­ge­kom­men sind. Wenn das bei­spiels­wei­se eine Teststelle an der Autobahn war, dann konn­ten wir das zuord­nen. Wir haben bei den Reiserückkehrern eine Positivrate gehabt, die lag zwi­schen 0,2 und 0,3 Prozent. Also zwei oder drei Patienten pro Tausend waren nur posi­tiv. Das ist sehr nied­rig. Als Vergleich, wir lie­gen im Bundesdurchschnitt im Moment zwi­schen 0,85 und eins bei den posi­ti­ven Testergebnissen. Also von Tausend gete­ste­ten Reiserückkehrern sind acht bis zehn posi­tiv. Und dann hat man mal eine Vorstellung davon, wie viel wir mit den pau­scha­len Tests für alle Reiserückkehrer, naja, sinn­los ver­pul­vert haben. Das muss man ja auch mal aus­spre­chen. Das wird ja durch Steuermittel finan­ziert. Das kostet uns Steuerzahler natür­lich auch einen Haufen Geld.«

Nicht ganz nach­voll­zieh­bar ist die gro­ße Abweichung sei­ne Positivrate von der bun­des­wei­ten. Liegt es an der Überlastung der Labore? Besorgniserregend klingt sei­ne Feststellung:

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Wenn die Quarantäne 24 Tage dauert

»In einem spe­zi­el­len Fall gel­ten 20 Tage Quarantäne – näm­lich dann, wenn man mit einer infi­zier­ten Person im sel­ben Haushalt lebt.«

wird aus Österreich gemel­det. Deutschland kann das top­pen. Schuld ist das RKI.

"Corona-Auflagen: Wenn die Quarantäne 24 Tage dau­ert" titelt wz​.de am 7.9.

»Eine Familie aus Barmen muss mehr als drei Wochen zu Hause blei­ben. Die Stadt sagt, sie hal­te sich an die Vorgaben des RKI. Die Familie kri­ti­siert aber die Kommunikation.

Es ist ein Härtefall. Das räumt auch die Stadt ein. Am 16. September wird die Quarantäne von David-Benjamin Kutzner ablau­fen. 24 Tage wer­den es dann ins­ge­samt für den Barmer, sei­ne Frau und zwei sei­ner Kinder gewe­sen sein. Obwohl die Corona-Tests der vier alle nega­tiv waren. 

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Ein Gespenst geht um in Europa: die „Falldemie“

Der Herbst hat kaum begon­nen, da wird schon unser Winter verplant:

„Bundesgesundheitsminister Spahn hat eine neue Strategie für den Winter ange­kün­digt. […] Spahn zeig­te sich besorgt über die Dynamik der Corona-Infektionen in Frankreich, den Niederlanden und Spanien. Insbesondere in Spanien sei die Situation ent­glit­ten und nicht mehr unter Kontrolle, sag­te er.“ [1]

Immer soll man woan­ders hin­se­hen als auf die ein­hei­mi­schen Zahlen – außer nach Schweden, selbst­ver­ständ­lich. Bevor es wie ver­langt um „die Dynamik der Corona-Infektionen in Frankreich, den Niederlanden und Spanien“ geht, soll eine Graphik mit den euro­päi­schen Daten seit Januar [2] die Gesamtsituation ver­deut­li­chen. Dargestellt sind (in blau) die posi­tiv gete­ste­ten „Fälle“, denen (in rot) Todesfälle, die mit COVID-19 in Verbindung gebracht wer­den, ent­ge­gen­ste­hen. Im Laufe des Sommers ist die Zahl der posi­tiv Getesteten auf den Höchststand vom Frühling zurück­ge­kehrt, aber ohne einen ent­spre­chen­den Anstieg der Todeszahlen. In Europa geht eine „Falldemie“ (von eng­lisch „case­de­mic“) um, die dadurch cha­rak­te­ri­siert ist, aus „Fällen“, also posi­tiv Getesteten zu bestehen – mehr nicht. Da der neue Anstieg durch einen Anstieg der durch­ge­führ­ten Tests zustan­de kommt, könn­te man die­ses Phänomen auch als Test-Epidemie bezeichnen.

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Wie war das noch… mit der RKI-Studie zur Verbreitung der Coronavirus-Infektion? (II)

Zu die­sem Thema wur­de hier bereits am 18.7. berich­tet. Am 20.5. infor­mier­te der SWR so:

»Die Corona-Lage scheint eini­ger­ma­ßen im Griff. Doch die Behörden war­nen: Eine zwei­te Krankheitswelle könn­te noch kom­men. Um dafür gerü­stet zu sein, star­te­te das Robert-Koch-Institut eine Studie…«

Danach habe das RKI auf einer Pressekonferenz vom 19.5. erste Ergebnisse "in rund sechs Wochen" ange­kün­digt. Inzwischen sind 18 Wochen ver­gan­gen. Belastbare Ergebnisse wur­den noch nicht bekannt. Einem aktu­el­len Studienprotokoll vom 1.9. ist zu ent­neh­men, daß Gegen-Checks zum "unver­meid­ba­ren gewis­sen Anteil falsch posi­ti­ver Testergebnisse" im Rahmen der Studie vor­ge­nom­men wer­den. Dieses Verfahren wird bei der Bekanntgabe der RKI-Fallzahlen jedoch nicht angewandt.

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