Wie war das noch… mit der Schweinegrippe?

Im Rückblick auf die "Schweinegrippe" von 2009 fin­den sich ver­blüf­fen­de Ähnlichkeiten zur heu­ti­gen Situation, aber auch Unterschiede.

Im Juni 2009 stuf­te die WHO die Krankheit als Pandemie ein. Diese Phase wur­de im August 2010 been­det. Es hat­te sich her­aus­ge­stellt, daß welt­weit weni­ger Erkrankte gezählt wur­den als bei "nor­ma­len" sai­so­na­len Influenzaerkrankungen. (lt. Wikipedia)

Verblüffende Parallelen zu heu­te fin­den sich im Ablauf. Am 27.4.2009 erklär­te das Robert-Koch-Institut: „Wie war das noch… mit der Schweinegrippe?“ weiterlesen

RKI gegen Schulschließungen – 2009

In einer Zeit, als 2009 die "Schweinegrippe" von der WHO als Pandemie aus­ge­ru­fen wur­de und über Erkrankungsraten von etwa 10 % bis zu 60 % in Gemeinschaftseinrichtungen und Schulen berich­tet wur­de, for­mu­lier­te das Epidemiologische Bulletin des Robert-Koch-Instituts:

"Als Fazit kann gesagt wer­den, dass in der aktu­el­len epi­de­mio­lo­gi­schen Situation pro­ak­ti­ve Schließungen von Kindergemeinschaftseinrichtungen nicht als sinn­voll erach­tet wer­den. Ein nach­hal­ti­ger epi­de­mio­lo­gi­scher Effekt auf den Verlauf der pan­de­mi­schen Welle durch reak­ti­ve Schließungen, Teilschließungen von Gemeinschaftseinrichtungen oder ande­re vor­über­ge­hen­de Einschränkungen des Unterrichts kann nicht erwar­tet wer­den. Entsprechende Entscheidungen soll­ten daher von der loka­len Gesamtsituation abhän­gig gemacht und zwi­schen Gesundheitsamt und der Einrichtung bespro­chen wer­den." Link

Nun doch Autopsien

Wie in vie­len ande­ren Fällen hat das Robert-Koch-Institut sei­ne Meinung auch zur Frage von Autopsien bei Corona-Verdacht geändert.

Gutwillige kön­nen das Einsicht nen­nen und Reaktion auf neue Erkenntnisse. Skeptiker ver­wei­sen eher dar­auf, daß die RKI-Chefs sich eher media­lem Druck anpas­sen. Das Institut beruft sich in der Maskenfrage (wochen­lang lehn­te es eine Verpflichtung zum Tragen ab) genau­so wenig auf neue Erkenntnisse wie in der der Autopsien. Hier war ein­fach das Unverständnis aus der Fachwelt über­mäch­tig geworden:

"Der Bundesverband Deutscher Pathologen (BDP) und die Deutsche Gesellschaft für Pathologie (DGP) for­dern mög­lichst zahl­rei­che Obduktionen von Corona-Verstorbenen. Sie wider­spre­chen damit der Empfehlung des Robert Koch Instituts, in die­sen Fällen inne­re Leichenschauen zu ver­mei­den. Im Gegenteil sei es not­wen­dig, wei­te­re Erkenntnisse über die Erkrankung und deren oft erstaun­lich ful­mi­nan­ten Verlauf zu gewin­nen und offe­ne Fragen zu beant­wor­ten." Link
„Nun doch Autopsien“ weiterlesen

Schindluder mit Sterblichkeit

Heute gab das RKI Zahlen zur Übersterblichkeit bekannt. Das ist die Kennziffer, die ver­mit­telt, wie viel mehr Todesfälle es zur Zeit gibt als sta­ti­stisch zu erwarten.

In den Medien wer­den die dort mit­ge­teil­ten Zahlen rei­ße­risch ent­stellt. Beim Boulevardblatt MoPo mag das nicht ver­wun­dern. Hier heißt es:

"Erschreckende Zahlen: Vermutlich sind in Europa deut­lich mehr Menschen an Corona ver­stor­ben als bis­her ange­nom­men. Darauf deu­tet die „Übersterblichkeit“ hin: Es sind viel mehr Tote zu bekla­gen, als sta­ti­stisch zu erwar­ten gewe­sen wären. Aber nur ein Teil des Zuwachses ist offi­zi­ell durch Corona begründet…

Bezogen auf alle Altersgruppen in ganz Europa lag die Sterberate in der Woche vor Ostern (Kalenderwoche 15) um fast 35 Prozent höher als nor­mal. Die Kurven zur Sterblichkeit in den euro­päi­schen Ländern sind auf der Seite euro​mo​mo​.eu wochen­ak­tu­ell auf­ge­führt. Hier ist auch zu sehen, dass die Sterberate in Schweden „sehr stark" ange­stie­gen ist, wäh­rend die Nachbarländer Norwegen und Finnland über­haupt kei­nen Anstieg ver­zeich­nen." Link

Das ist nicht falsch. Interessant ist, daß hier der ein­zi­ge Zeitpunkt der Kurve her­aus­ge­pickt wird, der fast den Stand von 2017 erreicht. Ignoriert wird, daß die Kurve danach wie­der absackt. Verschwiegen wird auch, daß der Anstieg in Schweden für heu­te als "nied­rig" dar­ge­stellt wird. Link

Aber auch die Tagesschau war­tet mit die­ser Fehlinformation auf: „Schindluder mit Sterblichkeit“ weiterlesen

"Normale" Grippe

Am 10.4. mel­de­te dpa:

"Seit Mitte März klingt die Grippewelle in Deutschland ab. Das Robert Koch-Institut teilt die Anzahl der bis­her erfass­ten Todesfälle mit. Besonders älte­re Menschen sind auf­grund der Virusinfektion ver­stor­ben… Allerdings schickt für Deutschland nur eine Auswahl von rund 500 Arztpraxen Tests an das RKI. Die Ergebnisse wer­den spä­ter hochgerechnet…

Nach den ersten Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft haben ins­ge­samt rund 4,3 Millionen Menschen wegen Influenza eine Haus- oder Kinderarztpraxis aufgesucht.

Seit Anfang Oktober wur­den ins­ge­samt 411 Todesfälle mit Influenzavirusinfektion an das RKI über­mit­telt. 86 Prozent der Gestorbenen waren 60 Jahre oder älter, ein gro­ßer Teil war über 80 Jahre alt." „"Normale" Grippe“ weiterlesen

Autoläden auf – Kitas zu

Da gibt die Bundesregierung eine Studie der Leopoldina-Akademie in Auftrag. Sie ent­hält Vorschläge, aber auch leich­te Kritik am bis­he­ri­gen Vorgehen der Verantwortlichen. Und schon läuft die Medienmaschine heiß. Auch hier wie­der lie­fert uns Google in bewähr­ter Weise hau­fen­wei­se Fundstellen mit kri­ti­schen Stellungnahmen. Die Studie selbst zu fin­den, wird mit Google schwierig.

Damit sich jedeR ein eige­nes Bild machen kann, hier der Link zum Download. 
Gerne über­se­hen der Titel "Coronavirus-Pandemie – Die Krise nach­hal­tig überwinden" und die Schlußfolgerungen aus dem Wort "nach­hal­tig".

Da fin­det sich etwa der Hinweis:

"Vor allem aber wegen der min­de­stens eben­so bedroh­li­chen Klima- und Biodiversitäts-Krise kann es nicht ein­fach eine Wiederherstellung des vor­he­ri­gen Status geben. Nicht zuletzt gilt es, aus den Erfahrungen mit der Coronavirus-Pandemie und ihren Ursachen Lehren für die Zukunft zu zie­hen. Die gene­rel­le Zunahme der Bevölkerung, Urbanisierung und glo­ba­le Mobilität, die Vernichtung und Abnahme der Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen durch Landnutzungsänderungen und der Klimawandel tra­gen wesent­lich zum Ausbruch von Epidemien und Pandemien bei."

Was beschließt die Bundesregierung als eine der ersten Maßnahmen? Autohäuser sol­len geöff­net wer­den. „Autoläden auf – Kitas zu“ weiterlesen

Leopoldina: Schallende Ohrfeige für die Politik

Der heu­te im Auftrag der Bundesregierung vor­ge­leg­te Bericht der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina stellt dem bis­he­ri­gen Krisenmanagment ein mise­ra­bles Zeugnis aus.

Es heißt dort u.a.:

"Die bis­her stark sym­ptom­ge­lei­te­ten Datenerhebungen füh­ren zu einer ver­zerr­ten Wahrnehmung des Infektionsgeschehens… Daten zu schwe­ren Krankheitsverläufen und Todesfallzahlen müs­sen in Relation zu denen ande­rer Erkrankungen gesetzt und auf das zu erwar­ten­de Sterberisiko in ein­zel­nen Altersgruppen bezo­gen werden… 

Für die Akzeptanz und Umsetzung getroffenerMaßnahmen ist eine auf Selbstschutz und Solidarität basie­ren­de intrin­si­sche Motivation wich­ti­ger als die Androhung von Sanktionen…

Die staat­lich ver­ord­ne­ten Maßnahmen, die mit Blick auf die Pandemie den Schutz von Leben und Gesundheit bezwecken, zie­hen Einschränkungen andererRechtsgüter nach sich. Diese dür­fen bei der Verhältnismäßigkeitsprüfung nicht aus­ge­blen­det, son­dern müs­sen in einer Gesamtabwägung mit betrach­tet wer­den. Erst die Einbeziehung der nicht-inten­dier­ten Nebenfolgen macht die gan­ze Komplexität der Abwägung kol­li­die­ren­der Güter deutlich. "

Diese Einschätzung bestä­tigt voll­stän­dig die Kritik am Umgang von RKI und Regierung mit der Krise. „Leopoldina: Schallende Ohrfeige für die Politik“ weiterlesen

Glaube keiner Statistik, die…

Hier soll es nicht dar­um gehen, frag­wür­di­ge Hierarchien von Todesursachen anzu­füh­ren – etwa in der Art, wie­viel mehr Menschen in Verkehrsunfällen ster­ben oder an Fettleibigkeit oder den Zuständen in den Klinken als an Corona.

Angemessen ist jedoch ein Vergleich von Todesfällen auf­grund von Atemwegserkrankungen. Dafür kann man die aktu­ell­sten Daten des Statistischen Bundesamtes bzw. des Robert-Koch-Instituts nutzen.

Danach ver­star­ben 2017 (neue­re Zahlen lie­gen nicht vor) in Deutschland ins­ge­samt 932.272 Menschen.
Link
Ergänzung: Für 2018 liegt die Zahl bei 954.874.
Link

Der aktu­ell­ste Gesundheitsbericht der Bundesregierung, ver­faßt vom RKI, für 2015 stellt fest: Insgesamt 7,3 % der Todesfälle ent­fie­len auf Krankheiten des Atmungssystems.
Link

Führt man die­se Zahlen zusam­men, kommt man auf eine Zahl von fast 70.000 Menschen, die in einem Jahr wegen Atemwegserkrankungen sterben.

Die Zahl der Todesfälle mit COVID-19 laut RKI 13.04.2020, 00:00 Uhr beläuft sich auf 2.799.
Link

Was unsere Experten früher meinten

Am 20.1.2020 ver­mel­de­te der Deutschlandfunk:

"Das Robert Koch-Institut sieht ange­sichts des in China ent­deck­ten Coronavirus kei­nen Grund zur über­mä­ßi­gen Sorge…

Eine Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch sei Schaade [Vizepräsident des RKI] zufol­ge in Einzelfällen mög­lich, aber ver­mut­lich nicht sehr leicht…

"Wir haben in Deutschland sehr gute Strukturen, was das angeht. Wir haben ja seit vie­len Jahren einen Pandemie-Plan, der gut umge­setzt wird. Wir haben sehr akti­ve Gesundheitsbehörden auf Länderebene, die tat­säch­lich für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zustän­dig sind. Wir haben eine sehr gute Koordinationsfunktion durch das Robert-Koch-Institut und machen da sicher­lich eini­ge Sachen auch bes­ser als ande­re Länder, so dass wir da jetzt nicht unbe­dingt in der Bredouille sind“, sag­te der Berliner Virologe [Drosten]… Drosten beton­te, man müs­se sich als Bürger kei­ne Sorgen um die eige­ne Gesundheit machen."

Link

Das ist hier kein Vorwurf. Wir alle ler­nen stän­dig, auch die Experten. Um so wich­ti­ger ist ein offe­ner Meinungsaustausch. Der wur­de lei­der lan­ge Zeit von den Leitmedien und der Politik unterbunden.

Wer sind alle diese Experten?

Alles, was wir gera­de erle­ben, wird uns mit der Autorität von Experten begrün­det. Hoch im Kurs beson­ders die Johns-Hopkins-Universität und das Robert-Koch-Institut.

Wir haben es zu tun mit ange­se­he­nen ProfessorInnen und ande­ren WissenschaftlerInnen. Heißt das, wir kön­nen uns bedin­gungs­los auf sie verlassen?

Wenn wir für einen Augenblick ver­su­chen, uns aus der Coronastarre zu lösen, kön­nen wir zurück­blicken. Dabei wer­den wir fest­stel­len, daß es zu jeder unsin­ni­gen oder unso­zia­len Maßnahme hono­ri­ge Experten gab, die sie uns begründeten:

    • Professorenheere wur­den auf­ge­bo­ten, uns wegen einer "Demographie-Krise" Rentenkürzungen und in der Folge teu­re Versicherungen bei Großkonzernen schmack­haft zu machen.
    • WirtschaftswissenschaftlerInnen aller Art haben uns den Untergang des Wohlstands ange­kün­digt, wenn wir einen Mindestlohn ein­füh­ren sollten.
    • Noch im letz­ten Jahr haben die ExpertInnen der Bertelsmann-Stiftung die Schließung fast jeden zwei­ten Krankenhauses gefordert.
    • Hartz IV war das Ergebnis der Expertise gut bezahl­ter AkademikerInnen.
    • 100 Lungenärzte woll­ten uns erklä­ren, daß Feinstaub eine fei­ne Sache sei.

„Wer sind alle die­se Experten?“ weiterlesen