RKI gegen Schulschließungen – 2009

In einer Zeit, als 2009 die "Schweinegrippe" von der WHO als Pandemie aus­ge­ru­fen wur­de und über Erkrankungsraten von etwa 10 % bis zu 60 % in Gemeinschaftseinrichtungen und Schulen berich­tet wur­de, for­mu­lier­te das Epidemiologische Bulletin des Robert-Koch-Instituts:

"Als Fazit kann gesagt wer­den, dass in der aktu­el­len epi­de­mio­lo­gi­schen Situation pro­ak­ti­ve Schließungen von Kindergemeinschaftseinrichtungen nicht als sinn­voll erach­tet wer­den. Ein nach­hal­ti­ger epi­de­mio­lo­gi­scher Effekt auf den Verlauf der pan­de­mi­schen Welle durch reak­ti­ve Schließungen, Teilschließungen von Gemeinschaftseinrichtungen oder ande­re vor­über­ge­hen­de Einschränkungen des Unterrichts kann nicht erwar­tet wer­den. Entsprechende Entscheidungen soll­ten daher von der loka­len Gesamtsituation abhän­gig gemacht und zwi­schen Gesundheitsamt und der Einrichtung bespro­chen wer­den." Link

Eine emotionale Herausforderung ungeahnten Ausmaßes

Die Historkerin Bettina Hitzer wirft in der FAZ vom 5.5. einen Blick auf die Geschichte der Pandemien in Deutschland. Dort heißt es:

'Mit je 30 000 bis 50 000 Toten in der Bundesrepublik immer noch schwer­wie­gend ver­lie­fen die "Asiatische" und die "Hongkong-Grippe" 1957/1958 und 1968/1970. Doch sowohl die Medien als auch die Politiker reagier­ten damals beschwich­ti­gend. Die Grippe war kein Thema der Titelseiten.

An die­ser Leerstelle änder­ten die drei Pandemien im ersen Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wenig. Als 2003 die ersten Sars-Fälle iden­i­fi­ziert wur­den, war die Berichterstattung zwar groß, und man­che Blätter insze­nier­ten den Wettlauf gegen die erste glo­ba­le Seuche als Wissenschaftskrimi. Doch in Europa gab nur weni­ge Fälle, die "Seuche" blieb ein fer­nes Schauspiel. Die "Schweinegrippe" von 2009 ver­lief in Europa mil­der als man­che Grippewelle. Dennoch stuf­te die WHO sie als Pandemie ein. In Deutschland wur­den in höch­ster Eile fünf­zig Millionen Impfdosen bereit­ge­stellt. Die Vorsorge stell­te sich als über­flüs­sig her­aus. Aufs Neue hat­te sich die ange­kün­dig­te Katastrophe aus euro­päi­scher Sicht als harm­lo­ses, aber teu­res Schreckgespenst her­aus­ge­stellt… „Eine emo­tio­na­le Herausforderung unge­ahn­ten Ausmaßes“ weiterlesen

Verhältnismäßigkeit / Hunger-Pandemie

"Die Corona-Pandemie droht nach UN-Angaben die Hungerkrise in Westafrika erheb­lich zu ver­schär­fen. Ohne Hilfe von außen könn­te sich die Zahl der Hungernden in der Region in den näch­sten sechs Monaten auf 43 Millionen Menschen ver­dop­peln, warn­te Elisabeth Byrs, Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP) am Dienstag in Genf. Dies trä­fe auch Millionen Kinder unter fünf Jahren." Link

Laut WHO haben wir bis heu­te welt­weit 243.540 Corona-Tote zu beklagen.

Nein, sie wer­den schon nicht alle ver­hun­gern in Westafrika. Nach der Statistik von Unicef sind in die­sem Jahr welt­weit wahr­schein­lich bereits 800.000 Kinder unter 5 Jahren an Mangelernährung gestor­ben (s. Heucheln sie noch oder meu­cheln sie schon? und Solidaritätsgeheuchel und bit­te­re Realität).

Hat jemand aus die­sen Gründen jemals einen Lockdown ins Auge gefaßt? „Verhältnismäßigkeit / Hunger-Pandemie“ weiterlesen

WHO lobt Schweden

Deutschlands Medien sind irri­tiert über die Position der Weltgesundheitsorganisation. Bevor in weni­gen Worten die eigent­li­che Nachricht ver­mit­telt wird, kom­men in aller Regel aus­führ­lich­ste Bedenken. Dazu pas­sen Überschriften wie "Plötzlich wird Schwedens Corona-Strategie zum Vorbild" (Focus), "WHO lobt plötz­lich Corona-Sonderweg" (Merkur)

'Bis Ende April sind in Schweden 2586 Menschen mit einer Corona-Infektion gestor­ben. Auf eine Million Einwohner kom­men 248 Corona-Tote. . Damit liegt der aktu­el­le Wert um mehr als das Dreifache höher als in Dänemark (76 Todesfälle pro Million Einwohner) und Deutschland (78).…

Doch den ober­sten Seuchenbekämpfer in Schwedens Gesundheitsbehörde ficht die­se Relation nicht an. Stoisch steht Staatsepidemiologe Anders Tegnell, 64, fast täg­lich in einem sei­ner Wollpullover vor der Presse, selbst­ge­wiss wie ein Mathelehrer beim Unterrichten des Einmaleins."

Hierzulande käme ver­mut­lich kein seriö­ses Medium auf die Idee, einen Christian Drosten als "Staatsvirologen" zu bezeich­nen. Der trägt ja auch den wei­ßen Kittel und kei­nen Wollpullover. Wenigstens an Selbstgewißheit kann er aber mit­hal­ten. Dafür stim­men nur sei­ne Behauptungen nicht:

"Die Sterbezahlen gehen rapi­de nach oben."

Das sind die Zahlen der WHO von heu­te (3.5.): Link

„WHO lobt Schweden“ weiterlesen

Afrikanische WissenschaftlerInnen kritisieren WHO

In der Nacht sen­de­te der Deutschlandfunk einen kri­ti­schen Beitrag zum Umgang afri­ka­ni­scher Staaten mit Corona. Darin ist zu hören:

'Ausgangssperren, wohin man schaut: Auch über­all auf dem afri­ka­ni­schen Kontinent sind Bürger gezwun­gen, zuhau­se zu blei­ben – so wie es inter­na­tio­nal emp­foh­len wird. Es ist ein Modell für alle, ob es passt oder nicht. Im Norden erdacht, dem Süden über­ge­stülpt, kri­ti­siert Amy Niang, Dozentin für inter­na­tio­na­le Beziehungen an der Johannesburger Witwatersrand-Universität:
Kein Raum für afri­ka­ni­sche Krisenlösungen

„Afrikanischen Staaten wur­de kei­ne Möglichkeit ein­ge­räumt, einen eige­nen Weg im Umgang mit der Pandemie zu ent­wickeln. Stattdessen gibt die WHO Anweisungen und damit indi­rekt die Länder des Nordens. „Afrikanische WissenschaftlerInnen kri­ti­sie­ren WHO“ weiterlesen

Dummheit in linken Medien – eine Fortsetzung

Das Versagen wei­ter Teile der orga­ni­sier­ten Linken bei der Verteidigung demo­kra­ti­scher Rechte wie dem, sich zu poli­ti­schen Demonstrationen zu ver­sam­meln, führt zu immer wüste­ren Verleumdungen der Menschen, die sich die­se Rechte nicht neh­men lassen.

Nur weni­ge klei­ne­re lin­ke Gruppen orga­ni­sie­ren in die­sen Tagen Aktionen, an denen sich Menschen betei­li­gen kön­nen und die rech­ten Rattenfängern kei­ne Anschlußmöglichkeiten bie­ten. So etwa zur Solidarität mit den Flüchtlingen in euro­päi­schen Lagern oder gegen die immer unzu­mut­ba­re­ren Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Pflege und ande­ren Gesundheitseinrichtungen.

Der "lin­ke Mainstream" aus taz, ND und jun­ger Welt über­schlägt sich statt des­sen mit Diffamierungen. Jüngstes Beispiel ist ein Artikel in der heu­ti­gen jW, der allein an sei­ner Wortwahl erken­nen läßt, daß Mindestregeln des Journalismus kei­ne Rolle spie­len: „Dummheit in lin­ken Medien – eine Fortsetzung“ weiterlesen

Impfstoff: Profit vor Sicherheit?

Mitte der Woche erhielt das Mainzer Unternehmen Biontech vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die Genehmigung, einen Anti-Corona-Wirkstoff zu testen. Nach Informationen des SWR soll das Verfahren so laufen:

"In der ersten Phase wer­de ein mög­li­cher Covid-19-Impfstoff an 200 gesun­den Personen gete­stet, sag­te der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek… Nach Angaben von Biontech-Chef Uğur Şahin [stel­le] ein Impfstoff die ein­zi­ge dau­er­haf­te Lösung gegen die Covid-19-Pandemie dar…

In Zusammenarbeit mit dem Pharmakonzern Pfizer wol­le man einen Impfstoff fin­den, der idea­ler­wei­se welt­weit ein­ge­setzt wer­den kön­ne. Es sei theo­re­tisch mög­lich, schon bis Ende 2020 Millionen von Impfstoffdosen zur Verfügung zu stel­len. Dass bereits in die­sem Jahr ein erster zuge­las­se­ner Impfstoff für die all­ge­mei­ne Bevölkerung bereit steht, hält der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts Cichutek aller­dings für unwahr­schein­lich." Link

Es ist nicht ver­wun­der­lich, daß ein Unternehmen sein Produkt als "ein­zig dau­er­haf­te Lösung" dar­stellt – so läuft PR. Daß es sei­nen Absatzmarkt "idea­ler­wei­se welt­weit" sieht, ist kapi­ta­li­stisch gese­hen völ­lig logisch.

Einiges aber irri­tiert. „Impfstoff: Profit vor Sicherheit?“ weiterlesen

Tagesschau stellt klar: Bill Gates ist der Gute

Am 20.4., weni­ge Tage, bevor klar war, daß die von Bill Gates mit­fi­nan­zier­te Firma Biontech in Deutschland einen Impfstoff ent­wickeln soll, ent­larv­te die Tagesschau die sich um ihn ran­ken­den Verschwörungstheorien:

"Man muss schon lan­ge suchen, um jeman­den zu fin­den, der lau­ter und aus­dau­ern­der vor dem warn­te, was die Welt gera­de erlei­det: eine Pandemie… Gates hat nicht nur gemahnt: Eine gemein­sam mit sei­ner Frau gegrün­de­te Stiftung gibt Milliarden Dollar für den Ausbau glo­ba­ler Gesundheitssysteme, für die Suche nach Impfstoffen, für die Weltgesundheitsorganisation WHO…

Immer wie­der saß Gates mit Kanzlerin Angela Merkel in den ver­gan­ge­nen Jahren zusam­men, warb im Kanzleramt für grö­ße­re Anstrengungen in die­sem Bereich. Vor Vertrauten sag­te Gates ein­mal, er ken­ne kaum jeman­den ande­res in der Politik, der sich so sehr für die­ses Thema inter­es­sie­re wie die Wissenschaftlerin Merkel. Im Kanzleramt heißt es, die Wertschätzung sei gegenseitig…

Stets kon­zen­trier­te er sich auf die Zukunft und mahn­te die aus sei­ner Sicht not­wen­di­gen Schritte an: Etwa über­all auf der Welt schon jetzt Anlagen für den Bau von Impfstoff zu errich­ten, so dass es schnell gehen kann, wenn denn die Formel gegen das Virus gefun­den ist." Link

Schon am 15.4. gab es bei der Tagesschau einen ent­la­sten­den Beitrag mit einem etwas ver­stö­ren­den Argument: „Tagesschau stellt klar: Bill Gates ist der Gute“ weiterlesen

Ich weigere mich

Ich wei­ge­re mich, auf Verschwörungstheorien hereinzufallen.

Ich mag noch glau­ben, daß Bill Gates' Warnungen vor Pandemien etwas zu tun haben mit sei­nem finan­zi­el­len Engagement in der Weltgesundheitsorganisation (s. dazu Wer finan­ziert die WHO?) und der deut­schen Firma, die jetzt einen Impfstoff ent­wickeln soll (dazu Wer ist Biontech?). Ich akzep­tie­re, daß es Hegefonds gibt, die in Corona-Panik inve­stie­ren, um Milliardengewinne zu machen (vgl. Von Heuschrecken). Aber ich will mir nicht vor­stel­len, daß deren Macht aus­reicht, die gesam­te Weltwirtschaft lahmzulegen.

Ich geste­he aber auch, daß ich begin­ne zu zwei­feln. „Ich wei­ge­re mich“ weiterlesen

Isländische Studie: Kinder stecken kaum an

"Bei kei­nem ein­zi­gen Kind unter 10 Jahren wird bei einem groß­an­ge­leg­ten Test auf Sars-CoV‑2 in Island das Coronavirus nach­ge­wie­sen. Auch bei den erfass­ten Covid-19-Fällen ist ihr Anteil ver­schwin­dend gering. Auch ande­re Daten legen nahe: Kinder sind kein wesent­li­cher Treiber der Pandemie.…

Island hat­te gegen die Ausbreitung des Virus Maßnahmen wie das Verbot von Versammlungen mit mehr als 20 Teilnehmern ver­hängt, Schulen und Kindergärten blie­ben aber mit Einschränkungen weit­ge­hend geöff­net. Zuvor hat­ten bereits ande­re Analysen auf eine ver­gleichs­wei­se gerin­ge Beteiligung von Kindern am Infektionsgeschehen hingewiesen.

Unter den erfass­ten Covid-19-Fällen hät­ten Kinder nur einen sehr klei­nen Anteil, heißt es von der EU-Gesundheitsbehörde ECDC. Nur rund 1 Prozent der Fälle sei­en bei Kindern unter 10 Jahren erfasst, 4 Prozent bei 10- bis 19-Jährigen. Kinder schei­nen genau­so wahr­schein­lich infi­ziert zu wer­den wie Erwachsene, haben aber ein wesent­lich gerin­ge­res Risiko als Erwachsene, Symptome zu ent­wickeln oder ernst­haft zu erkran­ken. Unsicherheiten gebe es der­zeit noch bei der Beurteilung, in wel­chem Ausmaß infi­zier­te Kinder mit kaum oder kei­nen Symptomen ande­re Menschen anstecken können.

WHO: Erwachsene stecken sich kaum bei Kindern an

Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat­te es in einem Vergleich von Covid-19 und Influenza im März gehei­ßen, dass Kinder bei der Corona-Pandemie anders als bei der Grippe wohl kei­ne bedeut­sa­men Treiber für Übertragungen sei­en. Erste Auswertungen hät­ten gezeigt, dass Kinder weni­ger betrof­fen sind als Erwachsene und nur sel­ten deut­li­che Symptome ent­wickeln. Vorläufige Daten lie­ßen zudem anneh­men, dass Kinder sich vor allem bei Erwachsenen anstecken. Zudem stecken sich Erwachsene dem­nach mög­li­cher­wei­se kaum bei Kindern an…"

Das mel­de­te n‑tv bereits am 16.4. Offenbar spielt die­se Analyse kei­ne Rolle bei den Entscheidern in Deutschland. Update: n‑tv liegt nicht völ­lig rich­tig. In der Studie mit dem Titel "Spread of SARS-CoV‑2 in the Icelandic Population", die am 14.4.20 ver­öf­fent­licht wur­de, heißt es: 

»… Bei Kindern unter 10 Jahren war die Wahrscheinlichkeit, ein posi­ti­ves Ergebnis zu erhal­ten, gerin­ger als bei Personen ab 10 Jahren (6,7 % bzw. 13,7 % bei den geziel­ten Tests); beim Bevölkerungsscreening hat­te kein Kind unter 10 Jahren ein posi­ti­ves Ergebnis, gegen­über 0,8 % bei den 10-Jährigen und Älteren… 

In einer bevöl­ke­rungs­ba­sier­ten Studie in Island war die Inzidenz der SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern unter 10 Jahren und Frauen gerin­ger als bei Jugendlichen oder Erwachsenen und Männern.

Ob die gerin­ge­re Inzidenz posi­ti­ver Ergebnisse in die­sen bei­den Gruppen auf eine gerin­ge­re Exposition gegen­über dem Virus oder auf eine bio­lo­gi­sche Resistenz zurück­zu­füh­ren ist, ist nicht bekannt. In ande­ren Studien stell­ten die Forscher fest, dass infi­zier­te Kinder und Frauen sel­te­ner schwer erkrank­ten als Erwachsene bzw. Männer…«