Im Juli wurde hier die Frage gestellt Wo sind 7305 Intensivbetten geblieben? Das Magazin "Kontraste" hat nachrecherchiert, wie tagesschau.de am 25.9. berichtet.
Das Ergebnis: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte keine Ahnung (für diesen Fall stimmt die Vergangenheitsform). Es könnte ein Schaden von hunderten Millionen entstanden sein.
»Mitte März, zu Beginn der Pandemie, forderte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Krankenhäuser auf, die Zahl der Intensivbetten zu verdoppeln. Dafür förderte der Bund über 10.000 neue Intensivbetten mit rund 530 Millionen Euro…
Ende Juni zeigte dieses DIVI-Intensivregister deutschlandweit rund 32.411 Intensivbetten an. Doch laut einer Berechnung des Bundesgesundsheitsministerium (BMG) hätte das DIVI-Register zum damaligen Zeitpunkt 39.716 Intensivbetten anzeigen müssen. Deshalb mahnte es in einem Brandbrief an die Länder Ende Juni eine Diskrepanz von 7305 Betten an. Über diesen Vorgang hatte Kontraste exklusiv berichtet.
Nun stellt sich durch eine Kontraste-Anfrage an alle Länder heraus: Die Berechnung des BMG war offenbar nicht richtig.
Tatsächlich verfügten die Kliniken deutschlandweit vor Corona nur über 26.150 Betten, so das Ergebnis der Kontraste-Umfrage. Das BMG war aber – wohl fälschlicherweise – von einem Anfangsbestand von 29.262 Intensivbetten ausgegangen. Insgesamt existierten demnach vor Corona also rund 3100 Betten weniger als vom BMG angenommen.
Dünne Datenlage
Der Vorgang ist typisch für das deutsche Gesundheitswesen: Es fließt sehr viel Geld, doch die Datenlage ist dünn. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie wusste keiner, wie viele Intensivbetten es wirklich gab, geschweige denn, wie viele davon für invasive Beatmung ausgelegt waren. Das DVI-Register bringt hier jetzt erstmals Licht ins Dunkel.«
210 Millionen verschwunden?
»Aber auch wenn man berücksichtigt, dass das BMG wohl mit einem zu hohen Anfangsbestand gerechnet hat, bliebe immer noch eine Lücke von rund 4200 Intensivbetten, für die zwar Fördermittel geflossen waren, die aber im DIVI-Register nicht auftauchten. Eine Diskrepanz, die die Gesundheitsministerien der Länder gegenüber Kontraste unter anderem so erklären:
Die 50.000 Euro Fördermittel pro Intensivbett seien auch dann geflossen, wenn ein schon vorhandenes Intensivbett lediglich "aufgerüstet" und mit einem Gerät für invasive Beatmung ausgestattet wurde. Damit werde kein zusätzliches Intensivbett geschaffen, sondern ein schon vorhandenes Bett rücke dann lediglich vom Bereich "low care" in den Bereich "high care" auf. Für wie viele Betten das zutrifft, ist allerdings unklar…
Das BMG hat bislang offenbar noch keine vollständige Erklärung für die fehlenden Betten gefunden. Zumindest beantwortete es die Kontraste-Frage, wie es auf den Anfangsbestand von 29.262 Intensivbetten kam, nicht konkret. Allgemein hieß es vom BMG, man führe die Differenzen unter anderem darauf zurück, dass im DIVI-Register tatsächlich nur die Zahl der betriebsbereiten Betten mit ausreichend Personal angezeigt würden.«
Die Frage nach den 210 Millionen stellt "Kontraste nicht" direkt.
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
Frau Holle glaubt inzwischen, dass das Goldmariechen zu fest geschüttelt hat, dabei könnte möglicherweise das ein oder andere Bett aus dem Fenster gefallen sein. Daher überlegt sie gerade, ob sie Goldmariechen zu Unrecht und zu reichlich belohnt hat und es vielleicht an der Zeit wäre, Strafanzeige zu stellen.
So oder ähnlich läuft es aber vermutlich nur im Märchen.