Wenn nicht in allerletzter Minute verbesserte Angebote der Unternehmen des rot-rot-grünen Senats kommen, dann wird es in Berlin mitten im Wahlkampf zu einem Streik für bessere Personalschlüssel kommen. Wie Lauterbach beim Streik der GdL führen auch die Klinikkonzerne "Corona" gegen die Beschäftigten ins Feld. Der Chef der Berliner Ärztekammer bekundet hingegen "volle Solidarität".
»Kurz bevor an Charité und Vivantes-Kliniken ein vorerst unbefristeter Pflegestreik startet, haben die Vorstände der landeseigenen Krankenhäuser ihr Angebot verdeutlicht. Man habe Verdi ein „detailliertes und attraktives Modell“ vorgelegt, sagte Charité-Personalchefin Carla Eysel dem Tagesspiegel am Dienstag…
Allerdings ist der Vorschlag kein Tarifvertrag, wie ihn die Gewerkschaft fordert. Anders als der von Verdi an kleineren Hochschulkrankenhäusern erprobte „Entlastungstarifvertrag“ will der Charité-Vorstand eine Art feste Dienstvereinbarung.
Vivantes bietet flexibles Arbeitsmodell an
Der Vivantes-Vorstand bot der Gewerkschaft ein – so eine erste Bewertung durch Pflegekräfte – umfassenderes Modell an. Demnach soll sich der „Leistungsumfang“, also die Arbeit auf den Stationen, nach vorhandenem Personal richten…
Keine Verhandlung mit Verdi während Streiks?
Verdi fordert einen einklagbaren Schlüssel für mehr Pflegekräfte, der zehn bis 15 Prozent mehr Personal an den Krankenbetten erforderlich machen würde: Charité und Vivantes bräuchten mindestens 1000 examinierte Pflegekräfte mehr. Die Klinikvorstände betonten, während eines Streiks nicht zu verhandeln – Verdi hält dies für unbegründet.
Charité-Personalchefin Eysel sagte zudem: „Ein Streik muss verhältnismäßig sein. Das sehen wir derzeit nicht – die Covid-19-Fälle nehmen wieder zu.“ In allen acht Vivantes-Krankenhäusern und den drei Hauptstandorten der Hochschulklinik wollen Verdi-Mitglieder unter den Beschäftigten ab Donnerstag die Arbeit niederlegen. Notfälle sollen wie üblich versorgt werden.«
»„Den Pflegekräften gilt unsere volle Solidarität“
Hitzewellen, Personalmangel und der Streik an der Charité – Peter Bobbert, der Chef der Ärztekammer Berlin, spricht im Interview über aktuelle Herausforderungen…
Sie sind Internist im Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Zehlendorf. Berlins Platzhirsche sind die landeseigenen Klinikkonzerne Charité und Vivantes. Dort fordern Beschäftigte einen Tarifvertrag für Entlastung, der zehn Prozent mehr Pflegepersonal erforderlich machen dürfte. Ein unbefristeter Pflegestreik droht. Was tun?
Wenn man jahrelang den falschen Weg gegangen ist, lässt sich das nicht in wenigen Wochen korrigieren. Die Arbeitsbedingungen – nicht nur, aber gerade – in der Pflege sind oft schlecht. Den Pflegekräften gilt unsere volle Solidarität. Die konkreten Vorschläge für den geforderten Entlastungstarifvertrag kann ich derzeit nicht bewerten. Die Krankenhausvorstände aber werden den Streikenden entgegenkommen müssen. Klar ist auch, dass Charité und Vivantes dem Land gehören. Der Senat hat das Gesundheitswesen, insbesondere die Kliniken zu Recht als einen der wichtigsten Sektoren in Berlin bezeichnet. Den Worten müssen Taten folgen.«
plus.tagesspiegel.de (7.9.)
ot
"Grundlage für das Erkennen eines übergriffigen Verhaltens ist die Wahrnehmung eigener Grenzen, Bedürfnisse und Rechte. Dazu zählt auch, zu welchem Preis ein Mensch bereit ist, sein Leben für andere einzuschränken. Nehmen wir an, eine Person empfindet sich als frei und das Leben als kostbares Geschenk, welches eigenverantwortlich zu gestalten ist. Aus diesem Verständnis heraus erscheint ein unbegründeter und unverhältnismäßiger Eingriff in die Selbstbestimmtheit als Übergriff und wird wahrscheinlich mit Abwehr und kritischem Hinterfragen beantwortet werden. Ich unterstelle deshalb, dass viele der engagierten Kritiker der aktuellen Lockdown-Politik ihren Protest aus genau diesem Bewusstsein heraus speisen. Ich zähle mich jedenfalls dazu"
https://blog.bastian-barucker.de/der-fortwaehrende-uebergriff/
Kann der Drosten an der Charité auch bitte unbefristet seine Arbeit niederlegen? Und bitte, bitte, macht ihm keinerlei Angebote für eine höhere Bezahlung, damit sein Streik von Dauer bleibt.
Nein, kann er nicht. Falsche Berufgruppe.
Pfleger und Krankenschwestern haben derzeit sehr viel Macht. Das sollten sie nutzen.
Vielleicht können die Pfleger und Schwestern den Politikern das nächste Mal Applaus klatschen (aber wofür eigentlich?), statt dass diese sich wieder die Taschen füllen.