Bis jetzt bin ich nicht davon überzeugt, daß der Kommentar am 27.6. auf plus.tagesspiegel.de unter dieser Überschrift nicht doch eine Satire ist. Schließlich ist einer der beiden Verfasser, Nils Althaus, ein Kabarettist mit biochemischem Examen, der andere, Adriano Mannino, Philosoph, Sozialunternehmer und Direktor des Solon Center for Policy Innovation der Parmenides Stiftung, was sich ebenfalls sehr spaßig anhört.
Sie rücken
»… die Frage in den Fokus: Gibt es während eines hohen Infektionsgeschehens Möglichkeiten, besonders gefährdete und vorsichtige Menschen vor Covid-19 zu schützen? Um die Antwort vorwegzunehmen: Die Möglichkeiten sind begrenzt. Doch eine Maßnahmenkategorie wurde bisher nicht ausgeschöpft, obwohl sie den Schutz optimieren könnte: zusätzliche und frühere Impfungen.«
Sie beklagen, daß "Test-Trace-Isolate-Quarantine" nur dann funktionieren, wenn möglichst viele dabei mitmachen. Und:
»Andere Schutzmaßnahmen wirken zwar auf individueller Ebene gut, gehen jedoch mit gewichtigen Nachteilen einher. Dauerhaftes Home-Office, weitgehender Verzicht auf Indoor-Veranstaltungen oder gar die umfassende physische Isolation bedeuten tiefe Einschnitte in die individuelle Freiheit.
Ganz anders verhält es sich bei medizinischen Maßnahmen. Impfungen und therapeutische Interventionen sind in der Regel weder individuell einschneidend noch erfordern sie eine gesamtgesellschaftliche Kooperation.«
Ausgerechnet beim "Impfen" wird die Freiheit eingeschränkt
»Ausgerechnet hier wurde deren Freiheit bisher jedoch stark eingeschränkt. Vorsichtige Menschen tragen lieber einmal zu oft Maske oder verzichten einmal mehr auf eine physische Veranstaltung, doch bei der Impfung dürfen sie nicht frei entscheiden. Wollen sie sich lieber einmal zu viel impfen lassen, steht ihnen die Restgesellschaft im Weg. Menschen unter 70 Jahren, die weder besondere Immunschwächen haben noch in Pflegeberufen arbeiten, fanden und finden kaum ein Angebot für einen zweiten Booster.«
Dabei wissen alle, wie wichtig das Boostern ist:
»Studien aus Israel [deuten] längst auf eine wesentlich tiefere Mortalität bei den über 60-Jährigen hin: Im Vergleich mit den dreifach Geimpften war die Mortalität um den Faktor vier reduziert.«
Einer der Verfasser ist Schweizer, und vielleicht spricht man dort von "tiefer Mortalität". Mir scheint "tiefe Gläubigkeit" der angemessenere Begriff zu sein.
Jenseits der Glaubwürdigkeit der längsten israelischen Studien ist die Argumentation für ein Produkt, es sei noch besser als sein Vorgänger, seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in der Werbung nicht mehr so gefragt.
Trotzdem verharren der Kabarettist und der Philosoph in der PR-Logik der Adenauer-Zeit:
»Es ist zudem nicht davon auszugehen, dass dieser positive Trend bei der fünften oder sechsten Dosis abrupt enden wird. Vermutlich sinkt der Grenznutzen mit jeder weiteren Impfung, doch verschwinden wird er kaum. Auch die an Omikron angepassten Impfstoffe von Biontech und Moderna lassen keine andere Entwicklung erwarten, da die zugrundeliegende Technologie identisch bleibt.«
Wieder überfallen mich Zweifel. Sind es vielleicht gar nicht Nils und Adriano, die hier schreiben, sondern Lolek und Bolek, oder wie die Kreml-Clowns ("Tagesspiegel") mit dem Giffey-Telefonscherz heißen? Kann es etwas anderes sein als Verhohnepipelung, wenn sie die folgende Frage stellen:
Kann man sich zu oft impfen lassen?
»Die amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) schreiben in ihren Empfehlungen explizit, dass neue Risiken nur aufgrund zu geringer zeitlicher Abstände zwischen Impfdosen entstehen können, nicht aber aufgrund zu vieler Impfdosen. Untersuchungen von fälschlich verabreichten Zusatzdosen mehrerer unterschiedlicher Impfstoffe ergaben keinen höheren Anteil an unerwünschten Impfwirkungen als bei regulären Dosen…«
Risikoethisch lieber spritzen ohne Ende als Ende ohne Spritzen
Diese Zwischenüberschrift, ich bitte das zu beachten, um keine falsche Spur zu verfolgen, ist von mir. Der folgende Text nicht:
»Wenn die Wirksamkeit der Impfung erst dann zu ermitteln ist, wenn die Welle bereits wieder abflacht, drängt sich risikoethisch die Strategie auf: lieber impfen und im Nachhinein erfahren, dass der Piks wirkungslos war, als nicht impfen und später erfahren, dass er gewirkt hätte. Ganz besonders gilt dies dann, wenn die Nebenwirkungen zusätzlicher Impfungen aller Wahrscheinlichkeit nach vernachlässigbar sind.«
Die Frage zerreißt mich schier: Kann das ernstgemeint sein?
»Die Krankheitslast insbesondere durch Post-Covid und Long-Covid kann gerade bei jüngeren Menschen, die Jahrzehnte an Lebensqualität zu verlieren haben, erheblich ausfallen.«
Spätestens hier hätten sie mich fast gehabt:
»Nicht zuletzt könnten zu hohe Kosten gegen häufigere Impfungen sprechen, doch die Impfstoffe sind äußerst günstig (rund zwanzig Euro pro Dosis) und die vermiedenen Krankheits- und Long-Covid-Fälle würden die volkswirtschaftlichen Kosten netto eher senken als erhöhen.«
Weg mit dem Zwang zur „Wenigimpfung“!
»Insgesamt drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass die Impfwilligen unzulässig bevormundet werden. Während die Diskussion um eine mögliche Impfpflicht hohe Wellen geschlagen hat, wurde der gesetzliche Zwang zur „Wenigimpfung“ kaum zur Kenntnis genommen, obwohl er längst bestand…«
Ich bleibe unentschlossen in der Satire-Frage. Die Redaktion des "Tagesspiegel" nicht. Sie flankiert den Essay mit solchen Links:
Klar, dass Drosten mal wieder austeilen muss:
"Der Virologe Christian Drosten, der vor einigen Wochen als Sachverständiger das Handtuch warf, übt zudem scharfe Kritik an der Expertenrunde: „Die Kommission ist politisch und nicht nach wissenschaftlichen Kriterien zusammengesetzt.“"
Gut durch die Pandemie gekommen…:
"Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, Vorsitzender des Bundesverbands der Amtsärzte und Mitglied im ständigen Corona-Expertenrat der Bundesregierung, sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Mit den Maßnahmen, die wir lange Zeit hatten, bis hin zum Lockdown, sind wir gut durch die Pandemie gekommen.“"
„Auch ein Lockdown muss als eines der letzten Instrumente grundsätzlich möglich sein. Im absoluten Ernstfall müssen die Landesregierungen wieder zügig Betriebe und Schulen schließen können. Wir müssen sämtliche Maßnahmen bedarfsweise nutzen können.“
https://www.morgenpost.de/vermischtes/article235772939/corona-regeln-herbst-amtsaerzte-forderung-lockdown.html
Die beiden "Überflieger" werden das Folgende inhaltlich nicht verstehen und die notwendigen Ableitungen daraus leider nicht erstellen können:
"Weise Eule@StimmederVernu9
Man stelle sich mal vor:
Es gibt ein riesiges medizinisches Impfexperiment. Bei den Überwachungsbehörden (#pei) kommt nur 1/10 (!) von den impfbedingten NW an, die kassenärztlich behandelt werden.
Ein Zehntel!
Und keinen Journalisten interessiert diese "Disparität"?
Ernsthaft, normalerweise müsste diskutiert werden, nachgeforscht, nachgefragt. Es müssten sofort Leute (Cichutek; Lauterbach) zurücktreten.
Nichts davon passiert. Nichts.
Das Versagen von Behörden und Medien beim Thema #Impfung ist sagenhaft."
https://twitter.com/StimmederVernu9/
"Don_Virus@Don_Virus_1
Der zuständige Leiter der Pharmakovigilanz im PEI, Dr. Metzer, würde gerne die Zahlen von der BKK bekommen, um eine valide Bewertung abgeben zu können.
Er bekommt sie aber nicht!
Die Kassenärztlichen Vereinigungen kooperieren nicht mit ihm!"
https://twitter.com/Don_Virus_1
Ein solch durchgeknallter Text kann nur Satire sein.
Wahrscheinlich ersonnen in feuchtfröhlicher Runde, es wurden
Kekse gereicht, hier ein bißchen Äitsch geschnupft, dort ein wenig
LSD oder MDMA konsumiert und die ganze Runde hatte einen
Heidenspaß…
Wenn, wie Parmenides sagt, das Seiende "eins" ist, dann ist auch die x‑te Impfung nur mehr vom Gleichen und daher der Wunsch danach nur ein finanzielles Problem. Metaphysisch macht es keinen Unterschied.
Dass damit der unteren Klasse in Form ihrer Sozialsysteme eine erhebliche Belastung entsteht deren Schuldenlast ihr niemand nimmt und damit die real existierende Timokratie Gefahr läuft zurück zur Aristokratie abgewickelt zu werden, rührt den toten Herrn Solon nicht, erfreut jedoch die steinernen Herzen des Herrn Schwab und seiner Stakeholder.
Zwinkersmiley.
Wobei – Herr Schwab ist natürlich deutlich zu korpulent für einen Nosferatu, dennoch würde ich mich an seiner Stelle von "Stakeholdern" sicherheitshalber fern halten .
Halte ich, leider, für ernst gemeint.
Deckt sich ja auch mehr oder weniger mit allem, was man über die letzten 2,5 Jahre so zum Thema von offizieller und berufener Seite hören und lesen konnte. Ist nur quasi eine Zusammenfassung von Quatsch², was aber eben heutzutage auch nichts neues mehr ist.
Und Selenskyj war auch mal Kabarettist, ist deswegen der Ukrainekrieg eine große Satire? – Eben.
Tja. Woran liegt's?
Konsultieren wir mal eine (unverdächtige?) Quelle:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-fast-40-prozent-der-europaeer-sind-psychisch-krank-a-784400.html
"Am häufigsten sind Angststörungen, die 14 Prozent der Bevölkerung betreffen."
(und mehr als die Hälfte der PolitikerInnen, sowie 90% der JournalistInnen? – was wiederum fast 100% der Bevölkerung "betrifft"?).
"Eine weitere Ursache für die Missstände sei die gesellschaftliche und politische Tendenz, psychische und neurologische Krankheiten zu marginalisieren und zu stigmatisieren"
Und, endlich, die Rettung! Corona!
Nix mehr mit "marginalisieren und stigmatisieren"! Es wurde NORMAL!!
Und, endlich, RACHE!! Jetzt wird zurück-marginal- und stigmat-isiert!
"Dazu komme das weit verbreitete Unwissen in der Bevölkerung und in der Gesundheitspolitik bezüglich der verschiedenen Formen psychischer Störungen, ihrer Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten."
Wie? "Unwissen in der Gesundheitspolitik"?? Hat sich da seit 2011 etwas verändert? Ist daraus vielleicht ein Wissen "bezüglich der verschiedenen Formen psychischer Störungen" geworden, das man wunderbar für den (für manche sehr lukrativen) Fortbestand einer "Krise" nutzen kann? (Sorry, ist jetzt eher eine VT, die ich bereits deswegen verwerfe, weil sie eine hohe Intelligenz der Protagonisten voraussetzt)
Sieht ganz so als, als meinten sie das ernst. Dieser zufällig recherchierte Podcast von dem mir unbekannten Nils Althaus beginnt direkt mit dem Bekenntnis, dass er zum zweiten Mal frisch "geimpft" ist. https://www.srf.ch/audio/focus/kabarettist-nils-althaus-mein-erster-auftritt-war-eine-mutprobe?id=11989190
Eigentlich ist es süß, dass sie nicht fordern, andere Menschen sollten sich "impfen" lassen, damit sie sich sicher fühlen können. So verrückt wie der Text ist, die Idee wäre unfreiwillig gut, wenn gleichzeitig alle Schikanen wegfallen würden. Schade, dass die "Maßnahmen" den wichtigsten Teil der Verkaufsstrategie für die sogenannte Impfung repräsentieren, denn sie erzeugen ja bei den meisten Menschen erst den Wunsch nach Lockerung und Absolution und nähren das Grundgefühl, etwas sehr Schlimmes sei im Gange.
Unabhängig von den "Maßnahmen" dürfte die Idee aber vor allem für die „Impfstoff“-Hersteller zum Problem werden, was sie für mich so interessant macht. Denn die Bedürfnisse zweier von drei Kundengruppen würden bei ständiger Verfügbarkeit und der "Erlaubnis" :), sich andauernd "impfen" zu lassen, nicht mehr erfüllt. Es gibt durchaus noch andere Kaufbestrebungen als nur Angstvermeidung – auch wenn Angst bei den meisten "Impflingen" die Triebfeder sein dürfte, sei es nun die Angst vor dem Virus oder vor einem real eintretenden Verlust oder einer Mischung aus beidem. Nach dem auf Persönlichkeitstypen zugeschnittenen Marketing für erwünschtes Kaufverhalten (Sicherheit, Stimulanz, Dominanz) sehe ich in dieser Angelegenheit ganz grob folgende drei Gruppen:
Zielgruppe 1 – Angsthasen-Angsthasen
Zielgruppe 2 – schnell gelangweilte Angsthasen
Zielgruppe 3 – Überholspur-Angsthasen
Die Autoren scheinen mir zur ersten Gruppe zu gehören: Soviel spritzen wie möglich und bitte keine Pausen zwischen den Lieferungen! Wenn es aber keine künstliche Verknappung und keine neuen und aufregenden "Impf"orte wie Möbelhäuser, Würstchenbuden oder Achterbahnen mehr gibt, ist man die Zweier bald los, denn die suchen Prickeln und wollen keine Langeweile. Und wie sollen Kunden der Gruppe 3 als erste den neuen "Mercedes" vorführen, wenn er sowieso immer da ist und ihn sowieso alle fahren? Wie kann man denn da besser sein? Auch die Dreier wären unwiderbringlich verloren für Produzenten und Verkäufer. Ich bin sicher, sie würden sich hüten, die "Impfung" für so eine kleine Randgruppe freizugeben.
Am Horizont könnte sich außerdem das jähe Ende der Legende von der nebenwirkungsfreien "Impfung" abzeichnen, wenn sich die Autoren durchsetzen könnten. Man darf sich soviel spritzen, wie man will, aber nicht in zu knappen Abständen … wie macht man das denn? Wo ist der Freiraum zwischen dicht und nicht ganz … äh, ich meinte, nicht zu dicht? Egal, meine Frage ist, mit welchen Nebenwirkungen wäre denn zu rechnen, wenn man sich in extrem knappen Abständen "boostern" ließe, meinetwegen alle zwei Wochen?
Mit denselben wie jetzt auch?
Davor würde doch gewarnt werden müssen, sonst wäre der zeitliche Mindestabstand zwischen zwei "Impfungen" für Gruppe 1 nicht plausibel. Wenn aber vor zu häufigem Gebrauch der Nadel gewarnt wird, müsste man zwangsläufig mehr und eingehender über Nebenwirkungen sprechen. Wird aber zu viel darüber gesprochen, fällt sicher bald auf, dass es überhaupt welche gibt. Das wäre sozusagen ein "Aktien-Vernichter".
Und würde dann nicht der "lediglich zeitliche Zusammenhang" zwischen "Impfung" und neuen Symptomen auch viel schneller hervortreten und die "Impfung" am Ende noch als Ursache für die Symptome angesehen? Diagnosen wie Long Covid oder plötzliche unbekannte Vorerkrankungen würden womöglich auf einmal hinterfragt werden und am Ende würden noch Beweise für den tatsächlichen Auslöser gefordert. Das sind alles so Dinge, von denen ich vermute, dass die Produzenten sie dringlichst aus dem Gespräch heraushalten wollen.
Zu schade, dass es nicht funktionieren kann. Sonst würde ich sagen, "Angsthasen-Angsthasen" der Welt, vereinigt euch. Damit der ganze Spuk schneller vorbei ist."