Das Krisenmanagement um die Dissertation von Christian Drosten erscheint immer unprofessioneller. Da sind nicht nur zwei sich widersprechende Darstellungen der Goethe-Universität, ein ominöser Wasserschaden, die häppchenweise Bereitstellung von 122 Seiten der angeblichen Dissertation und die Meldung an die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) erst im Jahr 2020.
Jetzt sieht es auch noch so aus, als ob die Exemplare in der Universitätsbibliothek und der DNB nicht identisch seien.
Die "Faktenchecker" von volksverpetzer.de legen ein Video vor, in dem sie durch das Exemplar der Universitätsbibliothek blättern. Dabei sind gut farbige Grafiken zu erkennen.
Herr Gollme, der 75% der Arbeit bei der DNB in Leipzig kopieren durfte, erinnert sich hingegen so: "Das gesamte Exemplar, das mir vorlag, war meiner Erinnerung nach in schwarz-weiß." Erinnerungen können selbstverständlich fehlerhaft sein. Da aber auch die zum Download angebotenen Inhaltsverzeichnisse unterschiedliche Scans darstellen, werden folgende Fragen dringlicher:
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- Woher stammen die Exemplare in den verschiedenen Bibliotheken? Laut Aussage des Pressesprechers der Goethe-Universität waren alle verfügbaren Exemplare durch einen Wasserschaden beschädigt. Keine der vorliegenden Kopien deutet dagegen auf irgendwelche Schäden hin.
Die Leiterin des Dekanats des Fachbereichs Medizin wiederum will ein einziges Exemplar im Kellerarchiv des Promotionsbüros gefunden und eigenhändig in das Universitätsarchiv gebracht haben. Doch auch dieses Exemplar soll "durch Brauchwasser eines tröpfelnden Lecks" beschädigt worden sein – Wasserschaden Nr. 2. Es scheidet damit als Kopier-Vorlage vermutlich ebenso aus.
Bei all diesen H2O‑Vorfällen stellt sich auch die Frage, warum nicht sofort bei deren Entdeckung für Ersatz oder Restaurierung gesorgt wurde, zumal die Schäden vermutlich nicht nur die Exemplare des Herrn Drosten betroffen haben werden.
Es könnte so sein, daß C. Drosten, der sich in dieser Frage auffällig bedeckt hält, eine Kopie angefertigt hat. So lautete auch die Auskunft einer Bibliothekarin der UB Herrn Kühbacher gegenüber.
- Warum wird die Prüfung des vermeintlichen Originals nicht ermöglicht?
Am 20.7. hatte Markus Kühbacher unter Berufung auf die Benutzungsordnung des Universitätsarchivs die Einsichtnahme beantragt. Dies hatte er per Einschreiben und vorab per Mail getan. Nachfragen ergaben, daß die Mail, aber nicht das Original eingegangen sei. Letzteres sei für eine Bewilligung aber erforderlich. Die Sendungsverfolgung bei DHL ergab die merkwürdige Information "Die Sendung wurde am 24.7.2020 auf Wunsch des Empfängers nachgesandt beziehungsweise an eine abweichende Anschrift weitergeleitet." Bis heute wurde Herrn Kühbacher keine Erlaubnis zur Einsichtnahme und Prüfung auf Wasserschäden erteilt. - Wann und von wem wurden die Vorlagen für die vorliegenden Kopien erstellt?
Wurden sie womöglich angefertigt, nachdem der öffentliche Druck zu groß wurde? Handelt es sich bei den Druckern, mit denen u.a. die Farbgrafiken erstellt wurden, um Geräte, die 2001 verfügbar waren? Wie wurde von der Hochschule sichergestellt, daß es sich hier um Vorlagen handelt, die identisch sind mit den vorgeblich 2001 eingereichten Exemplaren?
- Woher stammen die Exemplare in den verschiedenen Bibliotheken? Laut Aussage des Pressesprechers der Goethe-Universität waren alle verfügbaren Exemplare durch einen Wasserschaden beschädigt. Keine der vorliegenden Kopien deutet dagegen auf irgendwelche Schäden hin.
Es wird deutlich, daß der Klärungsbedarf für die Goethe-Universität und Herrn Drosten wächst. Nur mit forensischen Mitteln, die u.a. Herrn Kühbacher zur Verfügung stehen, lassen sich einige der gestellten Fragen beantworten.
Zu den Quellen vgl. u.a.
"Wasserschaden" verhinderte Zugang zu Drosten-Dissertation
Drosten-Dissertation: Wenigstens den Wasserschaden gab es
Drosten-Dissertation: An welcher Stelle lügt die Goethe-Universität?
Drosten-Dissertation aus Leipzig ein Fake?