ESKIMO-Studie des RKI: Impfquote bei 101 Prozent

Kleines Späßchen. Es handelt sich nicht um die Essentiell-Kinematographische Modellierung, und auch die Zahl ist nicht ganz so hoch. Am 14.4. legte das RKI dies vor:

rki.de

Die verblüffenden Ergebnisse sind mittels verblüffender Technik entstanden und außerdem recht betagt:

      • »Im Erhebungszeitraum (10.01.22 - 27.01.22) wurden 1005 Erwachsene zur COVID-19-Impfung befragt.
      • Von diesen waren 92.3 % [95 % KI: 90.6; 93.9] (n = 927) bereits mindestens einmal geimpft und 86.9 % [95 % KI: 84.9; 89] (n = 874) gaben an, grundimmunisiert zu sein.
      • Der Anteil impfbereiter Personen ist für Nuvaxovid nicht größer als für die mRNA- oder Vektor-basierten Impfstoffe, es gibt jedoch mehr noch unentschlossene Personen.
      • Die Impfbereitschaft zur Booster-Impfung ist hoch. Gründe gegen die Booster-Impfung betreffen u.a. mögliche Nebenwirkungen und Zweifel an der Wirksamkeit der Impfstoffe.
      • Analysen zur Erklärung des Impfverhaltens zeigen, dass mit zunehmender Überzeugung, durch die Impfung Freiheiten zurückzuerlangen, die Wahrscheinlichkeit steigt, bereits mind. eine Impfung erhalten zu haben. Je mehr sich Befragte zur Impfung gedrängt fühlen, desto eher sind sie ungeimpft.
      • Die Ergebnisse zum Wissen rund um die COVID-19-Impfung verdeutlichen, dass - obwohl die Impfaktivitäten bereits seit über einem Jahr laufen - es nach wie vor viel Unsicherheit um die COVID-19-Impfung gibt. Das betrifft sowohl “klassische” Impfmythen, als auch Mythen, die für die zur Anwendung kommenden Impfstoffe spezifisch sind.«

Während die "Impfung" faktisch vor sich hindümpelt, sagen 1.005 deutschsprachige Erwachsene am Telefon, daß sie praktisch durch die Bank die Spritze haben. Bis auf die, die an Mythen glauben:

»Ziel des Monitorings zur COVID-19-Impfung ist es, die Impfbereitschaft und -akzeptanz verschiedener Bevölkerungsgruppen in Deutschland zu erfassen und zeitnah mögliche Barrieren der Impfinanspruchnahme zu erkennen. Hierzu werden monatlich telefonische Befragungen in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 18 Jahre durchgeführt, die durch Fragen zu aktuellen Aspekten ergänzt werden können oder einen thematischen Schwerpunkt haben.«

Variabel blamabel

»Impfquotenschätzung für verschiedene Bevölkerungsgruppen

Im Folgenden werden Impfquotenschätzungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen ausgegeben. Es handelt sich um bivariate Analysen, d.h., Impfverhalten wird hinsichtlich einer Variablen (z. B. Alter) dargestellt. Bei der Interpretation muss berücksichtigt werden, dass verschiedene Variablen zusammenhängen können. Diese multivariaten Zusammenhänge werden hier nicht dargestellt. Die Einflussfaktoren von Impfverhalten werden im Abschnitt Impfakzeptanz berichtet.«

So kommt man zu diesen Schätzungen:

 

Doller wird es, wenn die 74 "ungeimpften" Personen befragt werden:

»Impfbereitschaft

Unter den teilnehmenden Befragten waren insgesamt n = 74 (7.7 %) ungeimpft. Diese Teilnehmenden wurden nach ihrer Impfintention sowohl für die verfügbaren mRNA- und Vektor-basierten Impfstoffe als auch für den für Februar erwarteten konventionellen Impfstoff Nuvaxovid (Novavax) gefragt.«

»Die mittlere Impfbereitschaft der ungeimpften Befragten ist für den Impfstoff Nuvaxovid zwar signifikant höher als für die bereits verfügbaren mRNA- und Vektor-basierten Impfstoffe (p < 0.01) - unter der Annahme, dass sich alle (eher) impfbereiten Personen auch tatsächlich für eine Impfung entscheiden, könnte mit den verfügbaren mRNA- und Vektor-basierten Impfstoffen jedoch eine fast gleich hohe Impfquote erreicht werden wie mit dem Impfstoff Nuvaxovid. Der Anteil von mind. einmal geimpften und (eher) impfbereiten Personen beträgt für beide Impfstoffe etwa 93.5 %.

Es gilt weiterhin zu bedenken, dass eine hohe Impfbereitschaft nicht zwangsläufig dazu führt, dass die Personen sich tatsächlich impfen lassen.«

Was die Realität eindrucksvoll belegt. Aber kümmert die das RKI?

"Fraglich ist, was diese Personen bisher von einer Impfung abgehalten hat"

»Unter Befragten mit vollständiger Grundimmunisierung geben 82.1 % an, (eher) eine Booster-Impfung in Anspruch nehmen zu wollen. Fraglich ist, was diese Personen bisher von einer Impfung abgehalten hat. Möglicherweise spielt hier der Wunsch nach einem angepassten Impfstoff oder ein Nachweis über die Höhe der Antikörper eine Rolle, dies kann durch die Daten allerdings nicht beantwortet werden.«

Schwurbelig geht es weiter:

»Impfakzeptanz

Es wurde eine logistische Regression durchgeführt, um die Effekte der folgenden Variablen auf die Wahrscheinlichkeit, bereits mind. ein Mal geimpft zu sein, zu überprüfen:

        • des 5C-Modells sowie
        • der ergänzen Items zu Impfakzeptanz (s. COVIMO Report 7, Tabelle 3) und
        • der Kontrollvariablen Alter, Geschlecht, Bildungs- und Berufsabschluss (ISCED-Kategorien), Region, Berufsgruppe, Migrationsgeschichte.

Von den psychologischen Determinanten tragen die Überzeugung, mit der eigenen Impfung Freiheiten zurückzuerlangen und der Druck zur Impfung zur Vorhersage des Impfverhaltens bei: Mit zunehmender Überzeugung, durch die Impfung Freiheiten zurückzuerlangen, steigt die Wahrscheinlichkeit, bereits mind. eine Impfung erhalten zu haben. Je mehr sich Befragte zur Impfung gedrängt fühlen, desto eher sind sie ungeimpft.

Die Hinzunahme der soziodemografischen Variablen zeigt außerdem, dass Frauen eher geimpft sind als Männer. Keine der weiteren soziodemografischen Variablen trägt darüber hinaus zur Vorhersage des Impfverhaltens bei. Das Modell erklärt etwa 65 % (McFadden’s R2 ) der Varianz des Impfverhaltens.

Wissen, wahrgenommene Informiertheit und Informationsbedarf

Die Teilnehmenden sollten zudem Wissensfragen zur Impfung (Wirksamkeit, Aufbau Impfschutz, Transmission, Sicherheit etc.) beantworten.

Im Detail dargestellt sind hier jeweils die Wissensitems, bei denen die Unsicherheit bzw. das Falschwissen am größten war.

Tabelle 2: Auswahl der Wissensitems mit der größten Unsicherheit/dem größten Falschwissen

Alle Wissensitems wurden außerdem zu einem Wissensscore verrechnet, der die Werte 0 (keine der Fragen richtig beantwortet/unsicher) bis 10 (alle Fragen richtig beantwortet) umfasst. Im Mittel konnten die Befragten etwa die Hälfte der Items richtig beantworten, M = 5.5, SD = 2.2. Das Wissen unterscheidet sich nach Impfstatus: Befragte, die mindestens einmal geimpft sind, können durchschnittlich etwa 2 Items mehr korrekt beantworten als Personen, die ungeimpft sind.«

Diese ganzen Hütchenspielereien werden von den AutorInnen selbst nicht richtig ernstgenommen:

»Limitationen der Studie

      • In dieser Studie wurden nur deutschsprachige Personen befragt, die telefonisch (mobil oder Festnetz) erreichbar sind. In der vorherigen COVIMO-Erhebung (Fokuserhebung Einwanderungsgesellschaft) fand ein Teil der Interviews auf Russisch, Polnisch, Arabisch, Türkisch und Englisch statt. Die Ergebnisse der Fokuserhebung finden Sie auf der Studienseite.
      • Die Stichprobengröße von n = 1005 Personen ermöglicht viele Analysen, allerdings ist die Anzahl Befragter für bestimmte Subgruppenanalysen zu klein, sodass Aussagen zu differenzierten Merkmalen nur begrenzt oder nicht möglich sind.
      • Es handelt sich um selbstberichtete Angaben der Befragten, die in einem telefonischen Survey gemacht wurden. Diese unterliegen bekanntermaßen verschiedenen methodischen Limitationen wie bspw. einem Selektionsbias und sozial erwünschtem Antwortverhalten. Ein Vergleich verschiedener Bevölkerungsgruppen - statt der absoluten Höhe der Impfquoten - in Bezug auf Impfverhalten ist dennoch sinnvoll und möglich.«

Das hindert die Medien keineswegs, in Jubel auszubrechen angesichts der formidablen Ergebnisse.

6 Antworten auf „ESKIMO-Studie des RKI: Impfquote bei 101 Prozent“

  1. Hab's nicht stu­diert. Intuitiv sind 107,8 % der Bevölkerung geimpft und glück­lich, die rest­li­chen 5,74% Reptiloidgläube aber gefähr­den das Glück? Falls nach aus­führ­li­chem RKI-Studium was ande­res im Kaffeesatz gefun­den wur­de, schen­ken Sie sich bit­te die Aufklärung. Danke, ein Freund ech­ten Wissens.

  2. Ich könn­te alle "Wissensitems" fun­diert mit Verweise auf Studien beantworten.

    Leider kann ich nicht bei allen sagen, wel­che Antwort als "rich­tig" gewer­tet wer­den würde.

    Wahrscheinlich hilft hier nur die 5. Impfung (5x2=10)

    "Befragte, die min­de­stens ein­mal geimpft sind, kön­nen durch­schnitt­lich etwa 2 Items mehr kor­rekt beant­wor­ten als Personen, die unge­impft sind."

  3. „Je mehr sich Befragte zur Impfung gedrängt füh­len, desto eher sind sie ungeimpft.“

    Das soll­te man mal beher­zi­gen. Menschen zur Impfung drän­gen ist nicht nur mies, son­dern auch noch kontraproduktiv.

    Also ver­sucht doch mal, uns zu „über­zeu­gen“, indem ihr uns ein­fach in Ruhe lasst. Das ist auch bil­li­ger als jede neue Impfkampagne.

  4. Solche Umfragen kran­ken dar­an das es Viele wie ich halten.
    Es wer­den nur Umfragen (kommt dann vom stat. Landesamt od. ähnl. Behörde) beant­wor­tet zu denen man gesetz­lich ver­pflich­tet ist.
    Alles ande­re wird ignoriert.

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