Hinter der Begeisterung oder wahlweise dem Entsetzen über die Ankündigung, C. Drosten ein weiteres Bundesverdienstkreuz zu verleihen, dürfte untergegangen sein, wer da noch geehrt wird.
»Auch Albrecht Broemme, ehemaliger Leiter des Technischen Hilfswerks (THW), erhält das Bundesverdienstkreuz. Er hatte im Frühjahr innerhalb von nur sechs Wochen ein Behandlungszentrum für 500 Covid-19-Patienten aufgebaut.«
ist auf apotheke-adhoc.de unter dem Titel "Drosten, Putsch, Broemme: Bundesverdienstkreuze für Corona-Helden" zu erfahren. Was hat es mit dieser ehrenswürdigen Leistung auf sich?
Im Beitrag Berliner Senat verplempert Dutzende Millionen für "Corona-Notfallklinik" wurde hier bereits Anfang August darüber informiert.
Mit der Falschinformation "Die Zahl der Infizierten und Erkrankten in Deutschland steigt täglich. Die Krankenhäuser sind bereits am Limit" hatte der Senat im März begründet, warum auf dem Gelände der Messe Berlin eine "Überlaufklinik" aus dem Boden gestampft werden sollte. 50 Millionen wurden dafür bereitgestellt.
In 20 bis 25 Tagen sollte dort Platz "für bis zu 1.000 Corona-Patienten" geschaffen werden.
»Woher das technische Material und das medizinische Personal kommen sollen, ist allerdings noch unklar… Der Berliner Senat will einen Amtshilfeantrag an die Bundeswehr stellen. Sie soll beim Aufbau und Betrieb der Klinik helfen.«
In doppelter Zeit halbes Ziel erreicht
Nach 53 Tagen, am 11.5. "wurde in der Messehalle 26 ein Spezial-Krankenhaus mit zunächst 500 Betten errichtet". In der doppelten Zeit wurde die Hälfte des Ziels erreicht. Zugegeben, in Anbetracht der Leistungen, für die Dr. mm.* C. Drosten das Bundesverdienstkreuz bekommen soll, läßt sich die Ehrung von Albrecht Broemme nicht bemäkeln.
Am 15.4. hatte der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses bezweifelt,
»… dass die umfunktionierte Messehalle je gebraucht wird. Bislang seien die Zahlen der am Coronavirus erkrankten Patienten auf den Intensivstationen überschaubar, sagte Albers am Mittwoch. Viele Berliner Krankenhäusern hätten noch ausreichend Kapazitäten, um mehr Erkrankte zu versorgen.«
Die Senatorin hielt
»…es hingegen nach wie vor für richtig, am Messestandort Kapazitäten für bis zu 1.000 Patienten vorzuhalten…
Sollte es nicht – oder nicht – mehr gebraucht werden, würde das Corona-Behandlungszentrum so bald wie möglich wieder abgebaut werden.«
Das war gelogen. Das "Corona-Behandlungszentrum" besteht immer noch und hält sich zu Recht für die Umsetzung eines "noch nicht da gewesenen medizinisches Konzept".
Dutzende Millionen für 84 leer stehende Betten
Am 25.7. war zu erfahren: "Die Klinik steht einfach leer."
»Laut des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes konnten bereits 188 Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte gewonnen werden. Sie wurden ab Anfang Juni geschult, was nun einmal im Monat wiederholt wird.
Planungen für weiteren Ausbau in Halle 25 haben begonnen
"Es wurden 84 Betten vom bezirklichen Gesundheitsamt genehmigt", sagt Moritz Quiske, Sprecher der Gesundheitsverwaltung. Alles weitere folge bei Bedarf. Die Kosten beziffert er auf insgesamt 55 Millionen Euro – 30 Millionen für den Bau und weitere 25 für die medizinische Ausstattung. "Mehr als 90 Prozent der eingesetzten Materialien sind wiederverwertbar." Die knapp 11.000 Quadratmeter frisch verlegter Linoleumfußboden in Halle 26 gehören nicht dazu. Die Messe erhalte vom Land Berlin monatlich eine Million Euro als „Vergütung, Bauherrenleistung und für das Facility Management", so Quiske weiter. Die Planungen für Halle 25, wo ein zweiter Teil mit weiteren 300 Betten entstehen soll, "haben wie vereinbart begonnen".«
Nicht genannt sind die Kosten für die Gehälter. Was mit den restlichen 416 noch nicht genehmigten Betten passieren soll, kann dann auch egal sein.
Zur Not Schönheitschirurgen und ein Stabsoffizier der Bundeswehr
In einem PR-Artikel der Zeit ("Kann Berlin Wuhan?") vom 1.4. war zu lesen:
»Albrecht Broemme war seit 84 Tagen im Ruhestand und plante bloß die Arbeit in seinem riesigen Garten, als Berlins Gesundheitssenatorin ihn anrief und ihm mehr Menschenleben anvertraute, als er wohl je zuvor als Katastrophenmanager gerettet hat. Ob er sich vorstellen könne, fragte die Senatorin, ein Notfallkrankenhaus für Corona-Erkrankte zu bauen, innerhalb weniger Wochen?
Broemme ist ein fast zwei Meter großer studierter Elektrotechniker… Jetzt, am Ende seines Berufslebens, hängt es nicht zuletzt an ihm, wie viele der Berliner Corona-Kranken mit schweren Verläufen gerettet werden können.
Aus der Halle 26 des Messegeländes an der Jafféstraße, in der einst Start-up-CEOs Produkte präsentierten und thailändische Tänzerinnen für Südostasienreisen warben, soll er eine Art Behelfsklinik machen: 1.000 Betten insgesamt, davon die Hälfte im Gebäude mit 200 Zwei- bis Vierbettzimmern, die übrigen wohl außerhalb, irgendwo auf dem Messegelände. Die Klinik soll einige Beatmungsgeräte bekommen, zudem 600 bis 800 Ärzte und Pflegekräfte – zur Not, so hieß es, müsse man Schönheitschirurgen, Sportärztinnen, Ruheständler und Medizinstudierende anwerben. Das alles innerhalb weniger Wochen…
Nach dem Anruf bezog Albrecht Broemme recht schnell ein Büro… [und] erarbeitete einen Zeit- und Kostenplan: 50 bis 100 Millionen Euro solle alles kosten, 25 Millionen davon für Geräte, 75 Millionen für Innenausstattung, das wurde schnell bewilligt. Mit ihm im Team arbeiten ein Stabsoffizier der Bundeswehr, Senatsvertreter, Sanitätspersonal. Ob sie die Nächte durcharbeiten, wie viel Abstand sie voneinander halten ist nicht bekannt. Mit Presse sprechen sie kaum: keine Zeit.«
"Kein richtiges Genehmigungsverfahren"
»Deshalb ist es auch nicht genau zu rekonstruieren, wer von allen Beteiligten als Erstes den etwas merkwürdigen Absatz 4 des Paragrafen 77 in der Berliner Bauordnung entdeckte, und wann. Um die Kraft des Paragrafen zu verstehen, muss man kurz nach Wuhan blicken, wo die Corona-Pandemie zuerst ausbrach, und wo autokratische Strukturen behördliches Handeln weniger stark beschränken… In Berlin, Deutschland, können bei Neubauten im Einzelfall 37 Behörden mitreden…
[Broemme] fand Paragraf 77, Absatz 4 der Berliner Landesbauordnung.
Laut Baurechtsexperte Bönker ist dieser Passus primär für geheime militärische Einrichtungen erdacht worden, vielleicht noch für Gebäude der Bundespolizei. Er besagt aber auch, dass Anlagen, die "dem zivilen Bevölkerungsschutz dienen" kein richtiges Zustimmungs- oder Genehmigungsverfahren durchlaufen müssen. Bönker glaubt, dass es das erste Mal sein könnte, dass der Paragraf für einen solchen Fall angewendet wird. Was Gefahr bedeutet, was Schutz der Bevölkerung, das definiert die Pandemie jetzt eben neu.
Projektleiter Broemme reichte einige Dokumente bei der Senatsverwaltung ein, darunter wohl Dokumente über den Brandschutz. Die musste die Dokumente nicht im Einzelnen prüfen, sondern nahm sie nur zur Kenntnis. Broemme sparte so Monate, vielleicht Jahre… Auch die Krankenhausaufsicht hat inzwischen Wege gefunden, von bestimmten Erfordernissen abzusehen…
Irgendwann muss jemand für stabiles WLAN sorgen, damit Kranke mit ihren Verwandten facetimen können. Und eventuell muss demnächst noch ein Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr gemailt werden, damit Soldaten helfen kommen können.
"Der Schwerpunkt", sagt ein Sprecher der Bundeswehr, "liegt jetzt aber nicht auf der Einhaltung von Formalien und schönem Briefpapier".«
Es wird also ein Bundesverdienstkreuz verliehen für die Errichtung einer sündhaft teuren, von Anfang an nicht erforderlichen "Corona-Notfallklinik", vorbei an allen nur denkbaren Vorschriften. Da muß Herr Broemme sich nicht hinter Dr. mm. Drosten verstecken.
*Dr. mm = Doktor mutmaßlich
Siehe auch Bundesverdienstkreuz für Drosten– was ist das eigentlich? und Vom BER lernen heißt siegen lernen! sowie Kommt Impfstoff mit Panzern?.
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
Die Anzeichen für die Militarisierung unseres Lebens mehren sich an allen Ecken und Enden.
Ein weniger auffälliges Element: die Attest-Frage.
Niemand scheint die Forderung nach Attesten für Maskenbefreiung zu hinterfragen.
Wo kommen eigentlich ärztliche Atteste her? Ich vermute: aus dem Kriegsrecht. Die "zivilen Atteste" kamen erst zur Einführung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall 1957/58 auf.
Vorher dienten Atteste wohl nur zur Befreiung vom Kriegsdienst bzw. zum Abzug von der Front.
Was ist denn auch ein Attest? Mit einem Attest, so der Volksaberglaube, bestätigt der Arzt das Kranksein. Das ist aber Unsinn, denn nicht der Azt entscheidet, ob jemand krank ist, sondern der Patient! Wenn ich mich krank fühle dann BIN ICH KRANK! Egal was ein Arzt, ein Attest, oder sonst jemand sagt!
Der Arzt kann nicht Krankheit feststellen, er kann nur die Art der Krankheit feststellen (versuchen) und eine Therapie vorschlagen. Diese Tatsachen ergeben sich ganz unmittelbar aus dem ärztlichen Ethos, nach dem Patienten als Menschen respektiert werden müssen – was vor allem bedeutet, dass ihm geglaubt werden muss!
Daher muss der Arzt jedem, der es wünscht, ein Attest ausstellen! Und daher genügt auch die einfache Aussage einer Person. Wenn man zB durch das Maskentragen Beklemmungen verspürt, so ist das ausreichend um Kraft Verordnung von der Maskenpflicht befreit zu sein. Alles andere ist Rechtsbeugung.