»Kinderliedermacher Fredrik Vahle ist als Querdenker bekannt«. So überschrieb die "Saarbrücker Zeitung" 2008 einen Artikel über den in den siebziger Jahren legendären promovierten und habilitierten "windigen Genossen, der mit dem Heine in der Tasche, der Gitarre unter dem Arm bei den Griechen rumhing", wie er sich selbst beschreibt.
Dabei kann Vahle mitnichten vereinnahmt werden für das, was seit einiger Zeit undifferenziert die Querdenkerszene genannt wird. Von dem widerständigen Sänger, der immer und gern noch vor Kindern auftritt, sind aber auch, anders als von manchen Wegbegleitern, keine diffamierenden Töne bekannt.
Eine der für mich schönsten Stellen aus einem Interview des "Tagesspiegel" vom 22.6. ist diese:
»Mir scheint, Annalena Baerbock macht weder eine grüne noch eine feministische Außenpolitik. Ihre militärstrategischen Ansichten halte ich für durch und durch männlich. Und wenn dazu noch feministische Frauen applaudieren, weiß ich nicht, ist das Witz oder Wahrheit?«
Zuvor hatte er zum 100-Milliarden-Rüstungsprogramm ausgeführt:
»Mich hat diese Entscheidung beängstigt. Aufrüstung bringt uns dem Frieden nicht näher…
Überhaupt hab’ ich nie das Gefühl gehabt, in Zeiten des Friedens zu leben. Es gab den Vietnamkrieg, den Irakkrieg, es gab den Krieg auf dem Balkan und viele mehr. Auch die Kriege, die weit weg sind, machen mich betroffen. Vor Kurzem trat ich vor ukrainischen Flüchtlingen auf. Im Gespräch habe ich gemerkt, wie wichtig bestimmte Lieder von mir sind und wie ich die jetzt in diesen neuen Kontext einbringen kann. Plötzlich stößt mein „Friedensmaler“, das Liederbuch aus dem Kalten Krieg, wieder auf Interesse.«
Aus einem Renner von 1973 wird eine Passage zitiert, zu der er sehr sympathisch Stellung nimmt:
»„Oft macht das Reiten Mühe / Jim hütet 100 Kühe / Dann kommt er oft in Schweiß / Und ruft ,Ach was’n Scheiß‘“.
Ja, da fehlte der GeGruWi.
Der was?
Der gesellschaftliche Grundwiderspruch. Kinderlieder mussten damals politisch sein. Und der gesellschaftliche Grundwiderspruch, also der zwischen Lohnarbeit und Kapital, musste irgendwie drin vorkommen.
Was haben Sie sich dabei gedacht, den einfach wegzulassen?
Um die zu ärgern, habe ich tüchtig Lieder geschrieben, die nicht so politisch waren. Wenn man Musik für Kinder macht, sollte man vermeiden, sich einen bunten Hut aufzusetzen und belehrend auf die Kinder einzuwirken.«
tagesspiegel.de (22.6., Bezahlschranke)
Dabei hatten seine Lieder durchaus Brisanz. Auf faz.net ist am 24.6. in einer Würdigung zu lesen:
»Wovon er sang, hätte eine Kindergärtnerin in Marburg, Jahre später fast den Job gekostet: „Rote Laus im Kindergartenpelz“ hatte die Lokalzeitung getitelt, nachdem ein von ihr organisiertes Konzert für Kleine sogar das Stadtparlament beschäftigt hatte. Das Arbeitsgericht kassierte die Kündigung.«
Ich werfe Fredrik Vahle nicht vor, daß er sein Lebenswissen nicht auf die Corona-Politik angewendet hat. Dafür haben ich und meine Töchter ihm zu viel zu verdanken.
"Die Rübe" dürfte eines der Lieder sein, das nachhaltigen Einfluß auf westdeutsche Kindergärten hatte. Vahle sang es 1973 mit Christiane Knauf:
Quelle: youtube.com
Lebt er noch, der alte Märchenprinz…
Heute nur noch eine Anekdote von vor dem Krieg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Tod_des_M%C3%A4rchenprinzen
»Mir scheint, Annalena Baerbock macht weder eine grüne noch eine feministische Außenpolitik. Ihre militärstrategischen Ansichten halte ich für durch und durch männlich. Und wenn dazu noch feministische Frauen applaudieren, weiß ich nicht, ist das Witz oder Wahrheit?«
Herzlichen Glückwunsch Fredrik Vahle zum Ehrentag und zum Lebenswerk!
Dem olivgrünen Zeitgeist entsprechend in politisch korrekter Sprache als Antwort ein abgewandeltes berühmtes Zitat eines sozialkritischen Autors;
Unfähige, unehrliche Bürger:innen werden unfähige, unehrliche Führer:innen wählen.
Wie George Carlin sagte;
"Incompetent, dishonest people will elect incompetent, dishonest leaders."
Von weiblichen Politikern Friedensliebe zu erwarten, ist ein Irrtum. In Geschichte und Gegenwart gibt es genug Beispiel von Frauen, die unbedingt unter Beweis stellen wollen, dass sie mindestens ebenso hart und härter sein können als Männer, jedenfalls so, wie sie sich Männer vorstellen und alles natürlich in der Theorie. Nichts wäre für sie schlimmer, als für weiblich (= weich und gefühlig) gehalten zu werden. Aus demselben Grund wohl sind auch Humor und Ironie aus der parlamentarischen Debatte verschwunden – was der Wahrheitsfindung sicher abträglich ist.
Sie haben aber "Arsch in der Hose". Sie haben natürlich Recht. Aber seien'se bloss vorsichtig. Bestimmte Direktheiten zur weiblichen Aggression werden gar nicht gerne vernommen, vor allem unter den Frauen! Je objektiver man es betrachtet (betrachten kann) desto geringer sind die Unterschiede.
Kam heute morgen auch in der Sendung: "Denk ich an Deutschland"
in der Künstler sich über ihre Gedanken zu Deutschland äußern. Fredrik Vahle macht sich Sorgen über die jungen Leute die zu Aufrüstung applaudieren. So mini kleine Lichtblicke gibt es auch im DLF. Leider ist es nicht nachhörbar.
Trotzdem schade, dass wir Künstler eigentlich schon dafür loben müssen, wenigstens zu Corona bzw. Impfung geschwiegen zu haben. Also zumindest nicht negativ aufgefallen zu sein.
Man hätte sich doch von vielen mehr erhofft.
"Die Rübe" war für mich immer ein Symbol dafür, dass man viel Zeit verschwenden und irrsinnig viele Leute beschäftigen kann, statt einfach einen Spaten als Hilfsmittel zu benutzen. Das Lied war nicht für die Kinder von Nutzgartenbesitzern geeignet. 😉
Das ändert aber nichts daran, dass seine Äußerungen sympathisch sind.