Ich sehe die Kommentare schon vor mir, heißt die Überschrift des Interviews doch Schmidt-Chanasit: „Lockdown? Nur, wenn man eine Strategie für das Nachher hat“. Vorsorglich plädiere ich für Differenziertheit.
»Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit wurde beschimpft, weil er die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung kritisierte. Ein Gespräch…
Schmidt-Chanasit wurde zum Abweichler und Außenseiter erklärt. Im Gespräch mit der Berliner Zeitung am Wochenende spricht er über Missverständnisse in der Pandemie, die Angriffe auf ihn, seine Ostbiografie und wagt einen Ausblick auf die kommenden Monate.
Im Spiegel wurden Sie zweimal persönlich heftig angegriffen. Einmal hieß es, Sie hätten die Gefahr der zweiten Welle verharmlost, einmal sogar, Virologen wie Hendrik Streeck und Sie seien …
… „schlimmer als Corona-Leugner“.
Wie ging es Ihnen, als Sie das im Winter gelesen haben?
Das hat mich schon schockiert. Vor allem die Richtung, aus der diese Unterstellung kam. Mit der Wissenschaftsredaktion des Spiegel habe ich gut recherchierten Journalismus und keinen Meinungsjournalismus verbunden. Es war verblüffend zu beobachten, wie in der Pandemie bestimmte Medien zu Hütern der „wissenschaftlichen Wahrheit“ wurden, alternative Denkansätze diskreditierten und damit polarisierend und moralisierend auf die Gesellschaft einwirkten…
Schädigen solche Artikel wie im Spiegel Ihren Ruf als Wissenschaftler?
Bestimmt, klar. Aber das sagt einem niemand so direkt. Ich habe mir Sorgen um die Mitarbeitenden in meiner Abteilung gemacht, die immer viele Anträge auf Forschungsförderung stellen. Meine Befürchtung war, dass sie unter eine Kontaktschuld geraten und man ihnen die Mittel nicht bewilligt. Was stand nicht alles in Artikeln über mich: Schmidt-Chanasit, der Durchseucher, der Verharmloser, ich wurde zu den „fachfremden Pseudoexperten“ gezählt, den Wissenschaftsleugnern…
Die einseitige Fokussierung auf die rein virologischen Aspekte, mit der Konsequenz mehrerer Lockdowns zur Eindämmung der Pandemie, habe ich damals kritisch gesehen und sehe es heute ebenso kritisch. Vor allem mit dem Wissen der daraus resultierenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme und Verwerfungen. Wir haben ja nach dem ersten Lockdown, den ich auch unterstützt habe, nicht mal ansatzweise über Alternativen nachgedacht, geschweige denn, Tübingen ausgenommen, Modellversuche gewagt.
Ihnen wird immer wieder ein Auftritt von Ende Oktober vorgeworfen. Damals stiegen die Infektionszahlen, die Angst war groß. Die Ministerpräsidenten trafen sich, um Maßnahmen zu beraten. Kurz vorher präsentierten Sie ein Papier gegen einen harten Lockdown.
Das Papier war kein Affront zu den Beschlüssen der Ministerpräsidenten. Der Wellenbrecher-Shutdown war, glaube ich, bereits eine beschlossene Sache.
Das war ein Konzept des SPD-Gesundheitspolitikers Karl Lauterbach: Man schließt zwei Wochen Geschäfte, Restaurants, Kneipen, Schulen und Kitas bleiben offen. Damit sollen Infektionswellen gebrochen werden, um Zeit zu gewinnen.
Und danach? Geht alles so weiter wie zuvor? Das ist ein Irrglaube, der sich zigfach in anderen Ländern bestätigt hat. Man kann einen Lockdown machen, aber nur, wenn man eine Strategie für das Nachher hat. Den Leuten zu versprechen, wir machen jetzt mal alles dicht, damit ihr vierzehn Tage später eure Freiheit zurückbekommt, ist unglaubwürdig. Wie viele Versprechen wurden gemacht, die nicht eingehalten werden konnten: nur noch bis kurz vor Weihnachten, nur noch bis kurz vor Ostern. Nein. Es geht darum, gemeinsam über mögliche Alternativen zum Lockdown, zum Umgang mit der Pandemie, nachzudenken. Das haben mein Kollege Hendrik Streeck, der Kassenärztechef Andreas Gassen, viele ärztliche Berufsverbände und einige wissenschaftliche Fachgesellschaften gefordert…
Warum war die Kritik so heftig?
Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich habe lange darüber nachgedacht, warum unser Papier als ein Angriff auf den Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie verstanden wurde. Es gab ja auch kein Gespräch mit uns, kein Interesse an einem Gedankenaustausch. Die ganze Reaktion wirkte wie ein beleidigtes Sich-Abwenden, Ignorieren. So ein Verhalten hatte ich unter Wissenschaftlern bis dahin noch nicht erlebt.
Der einflussreiche Chefvirologe der Charité, Christian Drosten, hat sich in einem langen Interview im Magazin Republik darüber beklagt, dass die Forscher, die Minderheitenpositionen in der Pandemie vertreten, also auch Sie, in den Medien zu viel Raum bekommen. Es handele sich um „False Balance“, eine falsche Ausgewogenheit. Was sagen Sie dazu?
Was ist denn die Mehrheitsmeinung? In meiner Wahrnehmung bekamen Wissenschaftler wie Karl Lauterbach, Christian Drosten mit seinem Podcast vielfältigste Möglichkeiten, sich häufig und in unterschiedlichsten Medien zu äußern. Es gab weltweit anders gewichtete Strategien als in Deutschland im Umgang mit der Pandemie, durchaus wissenschaftlich begründete. In Schweden haben sich Wissenschaftler auf Grundlage Ihrer Erkenntnisse für einen anderen Weg als den deutschen entschieden.
In Schweden gab es kaum Verbote, nur Empfehlungen. In Deutschland wurde der schwedische Weg abgelehnt und heftig kritisiert.
Wissen Sie, das ist das, was ich als arrogant empfinde. Dieses „Wir wissen das besser und nun macht das mal auch so“. Wir sind auch Suchende, Lernende. Und ich gucke immer mit Interesse auf die Lösungsansätze anderer Länder, so sehr wir uns auch in den geografischen, sozialen und kulturellen Strukturen unterscheiden…
Wer sollte über Schulschließungen befinden?
In jedem Fall auch Pädagogen, Kinderärzte, Psychologen, Experten aus einem breiten Spektrum. Die Virologie kann nur einen kleinen Beitrag leisten. Selbst die oft zitierte Preprint-Studie von Christian Drosten über die Viruslast im Rachen von Kindern ist für solch eine Entscheidungsfindung nur sehr begrenzt hilfreich gewesen.
Sie haben als einer der wenigen immer für offene Schulen plädiert.
Ich habe immer für Hygiene- und Testkonzepte plädiert, dafür, dass es so lange wie möglich Schulbetrieb vor Ort gibt, je nach Infektionsgeschehen in geteilten oder kleineren Klassen.
Was ist jetzt der wissenschaftliche Stand, waren Kinder ein Treiber der Pandemie?
Es ist eine Binsenweisheit zu sagen, dass Kinder am Infektionsgeschehen teilnehmen. Jeder nimmt am Infektionsgeschehen teil. Nach meiner Einschätzung der Datenlage wissen wir inzwischen, dass Infektionen eher durch Erwachsene in die Schulen getragen werden und die Kinder sich damit dort auch anstecken können. Andersherum geschieht das eher seltener. Kinder stecken also nicht massenhaft andere Menschen an, und deswegen sollten sich die Maßnahmen auch nicht auf die Kinder fokussieren…
Sie sind 1979 in Pankow geboren, in Ost-Berlin aufgewachsen. Glauben Sie, dass Ihr Blick auf die Pandemie etwas mit Ihrer Ost-Sozialisation zu tun hat?
Man könnte nur spekulieren, dass man vielleicht gelernt hat, mit Risiken und Veränderungen anders umzugehen, weil man bereits einige große Umbrüche erlebt hat. Die hatten allerdings mehr Konsequenzen für meine Eltern als für mich. Ich war erst zehn Jahre alt, als die Mauer fiel.
Haben Sie einen anderen Umgang mit Autoritäten?
Ich glaube, das ist eher eine Frage des Charakters und des Temperaments. Was mir aber ganz gehörig auf die Nerven geht, sind unqualifizierte Unterstellungen. Plötzlich findet man sich in einer Gruppe zusammen mit dem Rechtsaußen der CDU Hans-Georg Maaßen und den Querdenkern wieder. Das ist mir neulich bei der Debatte um die Aktion #allesdichtmachen passiert.
Sie hatten die Videos der Schauspieler auf Twitter sehr schnell als „Meisterwerk“ bezeichnet.
Eine Stunde nachdem die Videos online waren, habe ich sie mir im Zug angesehen. Ich hatte den Umgang mit dem Thema so noch nie gesehen. Einiges hat mich zum Lachen gebracht, vieles nachdenklich gemacht. Das war eine spontane Reaktion meinerseits. Wie ich erfahren musste, geht das gar nicht mehr.
Haben Sie es bereut, dass Sie zu schnell getwittert haben?
Ich habe mich gewundert über diese unverhältnismäßig harten Reaktionen auf die ganze Aktion. Da war ja gleich von Berufsverboten die Rede, für Jan-Josef Liefers oder Ulrich Tukur. Und das erinnert mich dann schon an die DDR, an den dort eingeforderten Meinungskanon, diese Totschlagsfragen: Bist du für den Frieden oder dagegen? Wer wollte nicht für den Frieden sein? …
1990 hat sich mein Vater das Leben genommen. Er hat erlebt, wie Kollegen, die zu DDR-Zeiten stromlinienförmig alles mitgemacht hatten, eine Wendung um 180 Grad hinlegten und auch unter den neuen Bedingungen prima zurechtkamen.
Das muss furchtbar für Ihre Familie gewesen sein.
Traurig, aber zugleich hat es mich sensibilisiert, eine eigene Meinung zu haben, sie zu vertreten, auch wenn es manchmal unbequem ist. Staatliche Entscheidungen nicht einfach hinzunehmen, sondern zu hinterfragen…
Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass es nicht noch einmal zu Besuchsverboten in Alten- und Pflegeeinrichtungen kommt, wie wir es im letzten Jahr erlebt haben. Zu Kita- und Schulschließungen mit unaufholbaren Bildungsdefiziten und seelischen Verletzungen. Dies zu verhindern, lohnt jede wissenschaftliche Anstrengung.«
Für mich nachgerade unerträglich diese Leute, die offensichtlich nur präsentiert werden, wenn sie "die Pandemie" affirmieren.
Ja, er läutet das Ende der politischen Virologie ein
"https://twitter.com/ChanasitJonas
Jonas Schmidt-Chanasit
@ChanasitJonas
·
5 Std.
Was ich unter virologischem Aspekt gutheiße, kann unter sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen Aspekten desaströse Auswirkungen haben."
Flashback Drosten
https://www.ndr.de/nachrichten/info/12-Coronavirus-Update-Schulen-schliessen-und-Gemeinden-unterstuetzen,podcastcoronavirus126.html#kultusminister
"Es gibt eine Kollegin aus den USA, die ist deutschstämmig, Anna Kaiser. Die hat mir gestern Abend einen sehr wertvollen wissenschaftlichen Artikel zugeschickt, den ich nicht kannte. Da geht es um die Spanische Grippe und um eine Analyse von Maßnahmen nicht-pharmazeutischer Art in 43 amerikanischen Städten. Das ist eine Literaturauswertung. Da geht es darum, was in diesen Städten eigentlich passiert ist, in Form von Sterblichkeit, nachdem man unterschiedliche Maßnahmen gemacht hat.
Die Konsequenz des Papers ist: Es nützt extrem viel, zwei oder mehr Maßnahmen zu kombinieren. Veranstaltungsstopp und Schulschließungen in Kombinationen sind extrem effizient – vor allem, wenn man das mehr als vier Wochen durchhält. Und dann je früher, desto besser. Man kann also sagen: Amerikanische Städte zur Zeit der Spanischen Grippe haben am meisten davon profitiert, wenn der Bürgermeister schnell gesagt hat: „Alle Schulen zu, keine Veranstaltungen mehr, und zwar sofort!“ Das müssen wir sehr ernstnehmen."
Er meinte nicht diesen Aufsatz von 2018?
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6187080/
"Während also Beschränkungen für Menschenansammlungen dazu beitrugen, die Übertragung des Influenzavirus zu reduzieren, setzte, sobald diese Beschränkungen gelockert wurden (typischerweise innerhalb von 2–8 Wochen nach ihrer Einführung), wieder eine effiziente Virusübertragung ein (Hatchett et al., 2007).
Nach dem Ausbruch des pandemischen Influenzavirus 2009 in Mexiko wurde im Großraum Mexiko-Stadt eine 18-tägige obligatorische Schulschließung eingeführt (Chowell et al., 2011). Dies war mit einem Rückgang der Influenza-Übertragung um 29–37 % verbunden (Chowell et al., 2011). In ähnlicher Weise kam es in Hongkong nach der Schließung der weiterführenden Schulen vom 11. Juni bis 10. Juli 2009 zu einem Rückgang der Influenzavirus-Übertragung um etwa 25 % (Wu et al., 2010). Wie im Jahr 1918 wirkte sich jedoch die Dauer dieser Interventionsstrategien auf ihre Wirksamkeit aus, und es kam zu einem dramatischen Anstieg der Influenza-Aktivität in 32 mexikanischen Bundesstaaten im Herbst 2009, einem Zeitraum, der mit der Öffnung der Schulen für das Herbstsemester zusammenfiel (Chowell et al., 2011).
Gesichtsmasken und Hygiene
Gesichtsmasken waren eine beliebte Präventionsmaßnahme, die während der Pandemie 1918 eingesetzt wurde. Obwohl man sich über den ätiologischen Erreger der Pandemie nicht sicher war, herrschte der Konsens, dass es sich um eine durch die Luft übertragene Krankheit handelte und das Tragen eines Mundschutzes Infektionen verhindern würde (Crosby, 1976). Dementsprechend machten viele Städte und Regionen, darunter Guatemala City, San Francisco und bestimmte Präfekturen Japans, das Tragen eines Mundschutzes an öffentlichen Orten zur Pflicht, und es wurden spezielle Arbeitsgruppen und Aufklärungskampagnen eingerichtet, um diese Regelung durchzusetzen (Crosby, 1976; Rice und Palmer, 1993; Rice, 2011). Damit eine Gesichtsmaske jedoch zumindest teilweise gegen Influenzaviren wirksam ist, muss sie (i) jederzeit getragen werden, (ii) richtig hergestellt und angepasst sein und (iii) aus einem geeigneten Material bestehen. Die chirurgischen Gaze-Masken von 1918 erfüllten diese Kriterien oft nicht (Crosby, 1976). So unterschied sich die Sterblichkeitsrate in Ontario, Kanada (wo das Tragen einer Maske freiwillig war) nicht signifikant von der in Alberta, Kanada (wo das Tragen von Masken gesetzlich vorgeschrieben war) (MacDougall, 2007). Tatsächlich stiegen die Influenza-Todesfälle in Alberta auch dann noch an, nachdem das Tragen von Masken gesetzlich vorgeschrieben war, was darauf hindeutet, dass das Tragen eines Mundschutzes im Jahr 1918 nicht ausreichte, um Todesfälle durch Influenza zu verhindern (World Health Organization Writing Group et al., 2006).
Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)"
Drostens Aussagen waren politisch und er hat offensichtlich dabei gelogen. Die Bundesregierung wollte die Schulschließungen aus welchen Gründen auch immer.
@B.M.Bürger
Inwiefern DrOsten "gelogen" hat, ist unklar:
Etwa, dass er den "sehr wertvollen wissenschaftlichen Artikel", den ihm seine "deutschstämmige(!) Kollegin" zugeschickt hatte, vorher "nicht kannte"?
Dass er mehrmals die Unwahrheit gesagt hat würde er wohl selbst einräumen, mit dem Hinweis auf irgendwo neu gwonnene Erkenntnisse – das sei eben "Wissenschaft"!
Dass er andere Erkenntnisse (z.B. aus o.e. "Studie") erst gar nicht erwähnt, z.B. dass "the 1918 pandemic has shown that measures are most effective when they are voluntary, as people have low tolerance for mandatory health measures"?
Schwamm drüber – er ist schließlich bereits heiliggesprochen, da verbietet sich jedwede Kritik.
@B.M.Bürger
Im Artikel von ped's Ansichten "Christian Drosten und die Nichtpharmazeutische Intervention" kommt 'Anna Kaiser' auch vor und der Link zu dem erwähnten Artikel. Soweit ich mich erinnere, lag der hinter einer Zugangsschranke. Aber es sind noch weitere wissenschaftliche Studien und Artikel verlinkt, der Beitrag selbst ist ebenfalls lesenswert.
https://peds-ansichten.de/2020/06/christian-drosten-ndr-podcast-nichtmedizinische-intervention-schulschliessung/
Würden Wissenschaftler wie Streeck oder Schmidt-Chanasit nur annähernd so oft und so aggressiv im ÖRR auftreten wie Klabauterbach und Konsorten, hätte der Spahnsche Staatswahnsinn weniger Chancen, sich durchzusetzen.
Die "neue Welle" musste ja mal erwähnt werden! Ist die in etwa so aussagekräftig und wahrscheinlich wie die "vierte"? Und das "Vierte Reich"? (oder, – AA forgive me! – haben wir letzteres etwa schon?)
Und das bekämpft dann das Herbst-Virus mit:
"allen personellen und technischen Möglichkeiten, mit schnellen PCR-Tests und mit massiver Hilfe der Bunderwehr" [sic!]?
Aber vorher noch ein Loblied auf das "Glück" der "Saisonalität".
Überraschung, dass "Der Wechsel der Jahreszeiten (…) einen erwartet starken Effekt" hatte?
Mehr oder weniger als "die Impfstoffe"?
Tja, das hängt davon ab "bei wie vielen wir eine Auffrischungsimpfung vornehmen müssen und wie viele sich überhaupt nicht mehr impfen lassen [wollen], weil sie denken, wir haben bereits die sogenannte Herdenimmunität erreicht? Alles Fragen, an deren Lösung wir jetzt schon arbeiten müssen."
Wer ist WIR? (Dr. Pharma?).
Immerhin erfahren wir von Jonas Sch.-C., dass sich auf dem gesamten Ostgebiet der BRD wohl nur noch ein einziger Professor für Virologie befindet (dessen Lehrveranstaltungen sich ‑nach meinem Kenntnisstand- auf populär"wissenschaftliches" Podcast-Blabla beschränken) und etwas ganz Bescheidenes, Selbstkritisches:
Dass sich Virologen "in der Regel mit Viren [beschäftigen] und nicht mit gesellschaftlichen Strukturen." und, dass, wenn sie "Entscheidungen über so existenzielle Fragen wie Schulschließungen oder Lockdowns mitverantworten sollen", sich "auf dünnem Eis [bewegen]" und "die Komplexität dessen, was aus diesen Schließungen folgt, die Konsequenzen für eine Gesellschaft, gar nicht verantwortungsvoll überschauen."
Kein Wunder, dass dazu dann nur jene Virologen befragt werden können, die sich "mit gesellschaftlichen Strukturen beschäftigen" und jedwede Komplexität "verantwortungsvoll überschauen" können.
Wuschel im Kopf und Podcast reichen. Die Preise kommen dann von allein.
Wie gut, dass solche Expertinnen wie Miray Caliskan in der Berliner Zeitung alle Konsequenzen schon vor über 4 Wochen so "verantwortungsvoll" überblickt haben:
https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/ein-pro-und-contra-haben-wir-die-pandemie-bereits-ueberstanden-li.158740
"Forschende, wie die Modelliererin Viola Priesemann, schlagen deshalb das Ziel vor, die Sieben-Tage-Inzidenz deutlich auf unter 50 zu drücken. Mit einem schnelleren Impftempo und dem flächendeckenden Einsatz von Schnelltests könnte dann Schritt für Schritt mehr Normalität einkehren. Unter dem Vorbehalt, dass die politisch Verantwortlichen schnell reagieren, sofern die Neuinfektionszahlen wieder steigen sollten – und das ist mit einer möglichen Einschleppung von Virusmutationen aus anderen Ländern nach dem Sommerurlaub gar nicht mal so unwahrscheinlich".
@Fietje
Das ist Sache der Redaktionen, wen sie fragen. Da war offensichtlich eine Marschrichtung vorgegeben.
Unter dem Schatten der Pandemie sollten ein paar Änderungen durchgedrückt werden. Bei Schulen z.B. Digitalisierung und Online Unterricht. Nebenbei auch die Rücknahme der Erziehung zur Demokratie
https://deutsches-schulportal.de/schulkultur/maskenpflicht-schulpsychologe-matthias-siebert-wie-koennen-schulen-mit-maskenverweigerern-umgehen/
"Selbstverständlich kann man die Regelungen in der Pandemie auch zum Anlass nehmen, um mit älteren Schülerinnen und Schülern über demokratische Entscheidungsprozesse zu diskutieren. In einem Krisenmanagement werden in der Regel Entscheidungen hierarchisch gefällt. Endlose Diskussionen können Maßnahmen zur Krisenbewältigung blockieren.
Bei einer Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern sollte ebenfalls nicht der Eindruck erweckt werden, dass über die Maskenpflicht in der Schule verhandelt wird. Es geht hier ja nicht um eine schulinterne Regelung mit Beteiligung der Schülerschaft, wie es zum Beispiel beim Umgang mit dem Handy oder bei der Entscheidung für oder gegen eine Schuluniform der Fall sein kann. Die Maske sollte wie ein wesentliches Kleidungsstück, welches man selbstverständlich trägt, betrachtet werden. Niemand kommt ohne Hose in die Schule, also eben jetzt auch nicht ohne Maske."
Wenn ich das so lese, hat Schmidt-Chanasit für mich etwas vom weltfremden Wissenschaftler, der sich auf einmal ganz erschrocken die Augen reibt, als er plötzlich seine Umwelt wahrnimmt.
"Was mir aber ganz gehörig auf die Nerven geht, sind unqualifizierte Unterstellungen. Plötzlich findet man sich in einer Gruppe zusammen mit dem Rechtsaußen der CDU Hans-Georg Maaßen und den Querdenkern wieder. Das ist mir neulich bei der Debatte um die Aktion #allesdichtmachen passiert."
Er ist gegen unqualifizierte Unterstellungen, und äußert solche selbst im nächsten Satz. Bei ein wenig mehr Aufmerksamkeit hätte er merken können, dass diese Nummer des argumentationsbefreiten Niedermachens Andersdenkender schon seit Beginn der Krise läuft.
In der Sache an sich, die P(l)andemie zu bekämpfen, ist er sicher ehrlich auf der Suche nach dem besten Weg und auch zur Selbstkritik bereit. Hilft nur leider wenig, wenn die Entscheider und ihre Helfershelfer andere Wege und Ziele im Auge haben.
@Ulla: Das ist nicht ganz gerecht. Er reibt sich nicht "auf einmal" die Augen, sondern ist einer der ganz wenigen WissenschaftlerInnen im Mainstream, die schon lange einen kritischen Blick haben. Es gibt dazu einige Beispiele, einfach mal hier suchen. Er ist weder Impfgegner noch generell gegen Maßnahmen. Insofern ist es legitim, wenn er sich da abgrenzt, auch wenn man ihm inhaltlich nicht folgen mag. Haben wir uns nicht alle die Augen gerieben, als wir sahen, wie unsäglich unqualifiziert und unwissenschaftlich die meisten Medien jegliche Abweichung niedermachten? Dafür mußte man kein "weltfremder Wissenschaftler" sein.
@Ulla
Wenn sicch JCS zu kritisch äußert, wird er ganz schnell innerhalb seiner KollegInne für lange Zeit isoliert.
Forschungsgelder (die DFG z.B. ist ein eingetragener Verein) würden nicht mehr fließen, Anträge penibelts und sehr langsam bearbeitet und, und, und.
Er hängt sich weit aus dem Fenster…
Zu weit und ihm würde nur "noch Kuchen backen helfen".
VG 😉
Mag sein, aus dem Text ist es bei mir so angekommen, als wäre es ihm vor kurzem erst aufgefallen., wie drastisch das Ganze ist. Und es stimmt, auch ich mochte es nicht glauben, aber vielen ist es halt schon früh aufgefallen, wie abweichende Erkenntnisse totgeschwiegen, ihre Verbreitung boykottiert und die betreffenden Wissenschaftler ausgegrenzt wurden.
Wie dem auch sei, es ist auf alle Fälle anzuerkennen, dass Schmidt-Chanasit die Gratwanderung versucht, wissenschaftlich aufrichtig zu bleiben und trotzdem Gehör zu behalten, um seine Position weiterhin in die offizielle Diskussion einbringen zu können. Definitiv nicht einfach.
Meinem Eindruck nach, war/ist es das geplante Ziel sämtlicher Maßnahmen – von der Maskenpflicht, dem massiven Schüren von Angst, von Testpflichten bis zum Lockdown, Distanzregeln in unterschiedlichen Ausprägungen sowie einer Vielzahl verwirrender Regeln und Strafandrohungen – möglichst großen Druck aufzubauen und damit zu erreichen, dass so viele Menschen wie möglich, die Impfung als einzig rettenden Ausweg aus dieser Situation ansehen.
Jeder, der einen anderen Ansatz vertritt oder die Wirksamkeit der strikten Regeln infrage stellt, wird damit als Gegner angesehen und heftig diffamiert.
Ich habe vor jedem Menschen Achtung, der diese ungerechtfertigten Diffamierungen aushalten muss und trotzdem weiter seine Meinung vertritt.
@Anybody
yep, das sehe ich ziemlich genau so.
Spätestens seit die oberste Virenbekämpferin der Nation "Maßnahmen" bis zum Endsieg (= "Impfangebot für alle") angekündigt hatte.
Ist es da noch erstaunlich, dass neben der Legislative und Judikative auch noch (Leit-)Medien und "die Wissenschaft" mitspielen?
Ob und inwieweit die Streecks und Schmidt-Chanasits dabei nur ein ihnen zugewiesenes Röllchen spielen geht natürlich in den VT-Bereich.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/podcast/impfungen-kinder-101.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
"Impfungen für Kinder Wie gezielt Angst gemacht wird "
Falls jemand starke Nerven hat, mir reicht schon der Text dazu.
https://de.rt.com/gesellschaft/119400-corona-ausschuss-nehmt-das-zeug-vom-markt/
Eine gute Arbeit über den Corona-Ausschuss.
Ein weiterer armseliger versuch der Quadratur des Kreises. Wenn das Regime sagt, 2x2=6, kommt Schmidt-Chanasit und erklärt, dass 2x2=5. Weil die vom Regime stigmatisierten Matheleugner erklären, dass 2x2=4. Und das ist Herrn Schmidt-Chanasit zu radikal.
@FS: Das ist leider albern. Das undifferenzierte "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" sollten wir der anderen Seite überlassen. Er sagt nicht einfach das Gegenteil von dem, was der Ex-Geheimdienstchef behauptet oder die "Querdenker" (wer immer das sein mag) formulieren. Er hat seine eigene regierungskritische Meinung, die vielen hier nicht weit genug geht. Man sollte sich schon die Mühe machen und ihn widerlegen, bevor man ihm ein "2x2=5" unterstellt.
Wieviel Meinungsfreiheit ist kritischen Wissenschaftlern in diesem unseren vermerkelten Land eigentlich noch erlaubt? Wie eng sind sie in das politische System, zB. fürZuwendung von Fördermitteln etc. eingebunden? Wie weit reichen auch hier die Abhängigkeiten bzw. die Maulkörbe? Wie lange trägt man es in solchen Fällen mit einem guten Gewissen mit? Und wo liegen die Grenzen, damit man sich morgens noch im Spiegel begegnen kann?
Und umgekehrt : In der hoffnungsvollen , wunderbaren Initiative"WISSENSCHAFTSTEHTAUF"stellt der Arzt und Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz die Frage:" Wie kann eine ungerechte Obrigkeit subversiv
ausgetrickst werden?" Ich denke, nur dadurch, dass genannte Wissenschaftler ehrlich ihrer eigenen Erkenntnis folgen und politisch avisierte, faule Kompromisse über Bord werfen, da in diesem unseren vermerkelten Lande die Worte "EHRLICHKEIT" und "FREIHEIT" zunehmend zu einer Lachnummer mutieren.