Stets Involvierte Korruption. Aus dem letzten Protokoll der Stiko

Zur Aufarbeitung der Corona-Politik bieten die Protokolle der Stiko reichhaltiges Material. Das letzte Protokoll behandelt die Sitzung vom 4.7.23, über die vom 6./7.11.23 gibt es noch keines. Interessante Tagesordnungspunkte im Juli waren "4. Bericht aus dem PEI" und "7. COVID-19" mit den Gästen "Prof. Drosten, Charité" und "Prof. Sander, Charité". Zum TOP "Begrüßung und Bericht des Vorsitzenden" ist zu lesen:

»[Herr Prof. Mertens] berichtet von einem Brief einer Tübinger Ärztegruppe, die eine Aussetzung der COVID-19-Impfempfehlung sowie die umgehende Einrichtung einer Post-Vac-Ambulanz an der Uniklinik Tübingen fordert. Einige STIKO-Mitglieder haben gemeinsam mit der STIKOGeschäftsstelle ein  ausführliches Antwortschreiben verfasst, in dem u. a. die Risiken-NutzenAbwägungen der STIKO noch einmal dargelegt sind.«

Der Brief der Ärztegruppe sowie die Antwort von Mertens ist hier einsehbar.

»TOP 4 - Bericht aus dem Paul Ehrlich-Institut (PEI) (14 Mitglieder anwesend)

Eine Mitarbeiterin des PEI berichtet über Meldungen von Verdachtsfällen mit Nebenwirkungen nach COVID-19-Impfung mit langandauernden, Post-COVID-ähnlichen Symptomen. Für „Post-COVID-Erkrankungen“ und vor allem für „Post-Vac“ gibt es keine allgemein anerkannten Falldefinitionen, dies erschwert die Auswertung der eingegangenen
Meldungen. Es wurden n Recherchen
[sic] in der PEI Nebenwirkungsdatenbank und in der EudraVigilance Datenbank der Europäischen Arzneimittel Agentur (EMA) durchgeführt. Auch im Medical Dictionary for Regulatory Activities (MedDRA) ist Post-Vac nicht definiert, daher wurden verschiedenste MedDRA Terms  zusammengefasst, die den in den Medien berichteten Symptomen  entsprechen bzw. Post-COVID ähneln (Chronic Fatigue Syndrome, Post Vaccination Syndrome, Postural Orthostatic Tachycardia Syndrome,  Post-Acute COVID19 Syndrome, Post-exertional Malaise). Zum Zeitpunkt der Auswertung (31.03.2023) stammten ca. 50% aller weltweit in der  EudraVigilance registrierten Verdachtsfälle von PostVac (n= 2.657) mit  den o.g. Gesundheitsstörungen aus Deutschland (n=1.452).

Werden die von der WHO definierten Kriterien des Long-COVID-Syndroms zum zeitlichen Abstand auf die berichteten Symptome vom Indexereignis (hier Impfung) und Dauer der Symptome analog  angewendet, reduziert sich die Anzahl der Post-Vac Verdachtsfälle aus Deutschland auf 747. Gemessen an der Anzahl der bislang verimpften  Dosen von COVID-19-Impfstoffen und der Anzahl der gemeldeten Verdachtsfälle, in denen Beschwerden zum oben genannten Symptomkomplex berichtet wurden, ergibt sich eine Melderate von < 1 Verdachtsfall pro 100.000 Impfungen in Deutschland (EudraVigilance weltweit < 1 pro 4 Millionen Impfungen). Es wurden alle Meldungen ausgewertet, zumeist fehlte jedoch die Angabe differentialdiagnostischer Angaben sowie wichtiger alternativer  Ursachen und Diagnosen (SARS-CoV-2 Infektion, andere Infektionen, andere Erkrankungen). Es wird daher eine Überschätzung der Berichtsrate angenommen. Meldungen über den Verdacht einer UAW sind zumeist nicht geeignet, einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer unerwünschten Reaktion und der Gabe eines Impfstoffes herzustellen. Mit Blick auf internationale Spontanmeldungen in der EudraVigilance Datenbank wird kein Risikosignal für die oben genannten unerwünschten Reaktionen gesehen.

Das PEI wird das Thema weiterhin intensiv bearbeiten«

Das ist der gesamte TOP. Diskutiert die Stiko die Vertuschungen des PEI? Nimmt sie dazu Stellung? Nein. Das PEI berichtet eine 40 Mal so hohe Melderate in Deutschland wie im Rest der Welt und hält sie deshalb für "überschätzt". Analog könnte das Habeck-Ministerium argumentieren, die Wirtschaftskraft der BRD sei unterschätzt, weil alle OPEC-Länder höhere Werte aufweisen. Ohne jegliche Prüfung wird weiter behauptet, Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) sagten "zumeist" nichts über die "Impfstoffe" als Ursache aus. Die Stiko nimmt das kommentarlos zur Kenntnis. (Vielleicht war man einfach sprachlos?)


»TOP 7 – COVID-19 (16 Mitglieder anwesend)

Der STIKO werden aktuelle Informationen zur Impfstoffentwicklung, Bevorratung und voraussichtlichen Verfügbarkeit vorgestellt; u. a. zur empfohlenen Stammanpassung für die Saison 2023/24 durch die Weltgesundheitsorganisation, sowie der internationalen Zulassungsbehörden...«

Wer stellt hier vor? Die "ständigen Gäste " Dr. Becker-Ebert und Herr Dr. Erkens vom Bundesverteidigungsministerium vermutlich nicht. Ebenso wenig Dr. Rosenbuch vom Auswärtigen Amt. Doch wohl auch nicht die zu diesem TOP geladenen Drosten und Sander.

»Anlässlich der Verabschiedung des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ABVVG) (23.06.2023) wurde im Folgenden über den Einfluss auf die Marktverfügbarkeit von COVID-19 Impfstoffen in der Bundesrepublik diskutiert. Gemäß des zentralen Beschaffungsvertrags der EU-Kommission wird die Bundesrepublik bis 2026 jährlich mehr als 10 Mio. Impfstoffdosen der Hersteller BioNtech und Novavax beziehen. Es wurde diskutiert, ob daraus angesichts des Wirtschaftlichkeitsgebots eine Benachteiligung für andere Hersteller auf dem freien Markt entstehen könnte. Von Seiten des BMGs wurde hier kein direktes Problem erkannt, da der Markteintritt jedem Hersteller freistehe. Die Mitglieder der STIKO äußerten versorgungsrelevante, arzneimittelrechtliche sowie ökonomische Bedenken, die insb. auf die weiterhin ausschließlich verfügbaren Mehrdosengefäße der Hersteller BioNtech und Novavax zurückgingen.«

Die Stiko ist nicht besorgt wegen der Verschleuderung von Steuergeldern, sondern sieht den "freien Markt" gefährdet. Sie stellt keine Frage zur Notwendigkeit der Bestellungen; ihre Rolle ist damit ein weiteres Mal eindrucksvoll beschrieben.

Neubewertungen unnötig, vor allem bei abgelaufenen Vorräten

Diskutiert wird über die Notwendigkeit von Neubewertungen der "Impfstoffe". Braucht man wirklich nicht, diesen bürokratischen Aufwand, entscheidet die Stiko:

»[Es] wurde besprochen, dass weder im Falle der XBB.1-angepassten Impfstoffe, noch der Zulassungserweiterung der bivalenten BA.4/5-angepassten Impfstoffe eine Neubewertung erfolgen muss.«

Das wäre ohnehin Zeitverschwendung, denn die Kommission hätte die Stoffe in jedem Fall durchgewunken. Zu einem Konkurrenzprodukt, über das in der Öffentlichkeit fast nie gesprochen wurde, heißt es:

»Da mit Daten aus dem Anwendungsbereich zu VidPrevtyn Beta frühestens im September 2023 zu rechnen ist, die bevorrateten Chargen bis dahin ihr Ablaufdatum erreichen und angesichts des ABVVG nicht 
mit einem Markteintritt zu rechnen ist, wurde besprochen, dass eine Neubewertung von VidPrevtyn Beta vorerst nicht zu erfolgen hat.«

VidPrevtyn Beta

Es handelt sich um das Mittel des französischen Konzerns Sanofi und des britischen Unternehmens GlaxoSmithKline. Die folgenden Angaben von Wikipedia (hier ohne Links und Fußnoten) habe ich nicht überprüft:

»Am 31. Juli 2020 erklärte die damalige US-Regierung Trump, die Entwicklung mit bis zu 2,1 Milliarden US-Dollar zu finanzieren, einschließlich klinischer Studien und Fertigungsstätten und einer anfänglichen Lieferung von 100 Millionen Dosen. Sanofi beabsichtige, die für die USA vorgesehenen Impfstoffe in einer Produktionsstätte in Swiftwater, Pennsylvania, herzustellen. Die US-Regierung sicherte sich den Kauf von bis zu 500 Millionen weiteren Dosen. Mit der britischen Regierung gab es Vorverhandlungen über bis zu 60 Millionen Dosen.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) bestätigte am 20. Juli 2021, dass ihr Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) mit einem Rolling-Review-Verfahren von Vidprevtyn begonnen habe. Diese „fortlaufende Überprüfung“ ist eines der Regulierungsinstrumente, die der EMA im zentralisierten Zulassungsverfahren zur Verfügung stehen, um die Bewertung eines vielversprechenden Prüfarzneimittels während eines Notfalls im Bereich der öffentlichen Gesundheit – z. B. einer Pandemie – zu beschleunigen...

Im November 2022 erteilte die EMA die Zulassung für einen monovalenten Auffrischungsimpfstoff von Sanofi-GSK, VidPrevtyn Beta, der gute Wirksamkeit gegen Omikron aufweist, und im Gegensatz zu Vidprevtyn nur das Spikeprotein der SARS-CoV-2-Variante Beta aufweist. Die STIKO gab am 23. Februar 2023 bekannt, dass dieser aufgrund der begrenzten Studienlage Vidprevtyn Beta nicht zur Auffrischungsimpfung empfohlen wird. Bei Kontraindikationen gegen andere Impfstoffe (z. B. Allergie) kann es dennoch sinnvoll sein, Vidprevtyn Beta zu nutzen. Ab Januar 2023 war der Impfstoff über die deutschen Apotheken für Leistungserbringer verfügbar...«

Da es keine Anzeichen dafür gibt, daß die Stiko gesundheitliche Kriterien bei ihren Entscheidungen hoch bewertet, kann man wie im Fall von AstraZeneca und den russischen/chinesischen Stoffen auch hier von einer Marktbereinigung zugunsten von Biontech ausgehen.  Versorgt waren die Konzerne dennoch:

ec.europa.eu (11.12.20)

 

Befangenheit

Der Umgang der Kommission mit diesem Thema ist äußerst lax. Man liest im Protokoll:

» Mitglieder, für die zu einzelnen Beratungsgegenständen eine Besorgnis der Befangenheit nach § 7 Geschäftsordnung der STIKO (GO-STIKO) besteht, können an einem informatorischen Austausch vor Beginn der Beratung zu diesem Beratungsgegenstand teilnehmen. Danach verlassen sie den Raum und sind von der nachfolgenden Beratung und Beschlussfassung ausgeschlossen.«

In jener Geschäftsordnung ist hingegen klar geregelt, daß die betreffenden Mitglieder – die Kriterien werden ausführlich benannt – "nicht an der Beratung und Beschlussfassung der Kommission" mitwirken dürfen. Aus keinem der Protokolle geht hervor, daß diese zwingende Regel jemals angewendet wurde. Dabei geben nur sieben der 17 Mitglieder im Rahmen einer Selbstauskunft an, keinerlei Interessenkonflikte zu haben (s. Wer sitzt in der "Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut"?).

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

3 Antworten auf „Stets Involvierte Korruption. Aus dem letzten Protokoll der Stiko“

  1. "Gemäß des zen­tra­len Beschaffungsvertrags der EU-Kommission wird die Bundesrepublik bis 2026 jähr­lich mehr als 10 Mio. Impfstoffdosen der Hersteller BioNtech und Novavax beziehen."

    Ich neh­me an,Dese Zahlen kom­men zu den Stand Juni 2023 noch ein­ge­la­ger­ten 120 Mio Dosen (davon noch 40 Mio Dosen nicht ange­pass­ter Impfstoff) und­der amals noch aus­ste­hen­der Menge von 56 Mio Dosen noch dazu .…

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