"Es sieht ganz danach aus", meint die Redaktion von mainpost.de am 19.12.22 (Bezahlschranke):
»Eigentlich sollte hier ein Interview mit der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Dittmar, erscheinen. Eigentlich. Denn nachdem die Redaktion das Gespräch mit der SPD-Politikerin aus Maßbach (Lkr. Bad Kissingen) geführt hatte, kam es zu einem ungewöhnlichen Vorgang: ein Veto aus Berlin, aus dem eigenen Ministerium, gegen die Veröffentlichung.
Hat Minister Karl Lauterbach seiner Staatssekretärin einen Maulkorb verpasst? Es sieht ganz danach aus…«
Es hatte danach am 9. Dezember ein "Hintergrundgespräch" mit Dittmar gegeben. Dann ging es aber nicht wie gewohnt weiter:
»Anschließend verschriftlicht die Redaktion das Gespräch mit der 58-Jährigen und schickt das fertige Interview – wie üblich und abgesprochen – per E‑Mail zur Autorisierung, also zur Prüfung und für mögliche kleine Korrekturen, an Dittmars Bürgerbüro in Haßfurt. Ein Mitarbeiter bestätigt den Eingang und kündigt eine Freigabe bis Freitag, 16. Dezember, an.
Doch dazu sollte es nicht kommen. Stattdessen wird das Interview zurückgezogen. An eben jenem Freitag teilen zunächst Dittmars Mitarbeiter, dann ihre persönliche Referentin in Berlin der Redaktion schriftlich und telefonisch mit, dass "die Entscheidung getroffen wurde, das Interview zum derzeitigen Zeitpunkt zurückzustellen"…
Sabine Dittmar selbst will sich zu dem Fall aktuell nicht äußern. Die Entscheidung, das Interview mit der Redaktion nicht freizugeben, sei im Haus gefallen, heißt es unterdessen aus ihrem Umfeld – was im Falle einer Staatssekretärin eigentlich nur die Leitung des Ministeriums bedeuten kann…
Will er das Thema selbst setzen und pfeift deshalb seine Staatssekretärin zurück?
Die Ereignisse lassen kaum einen anderen Schluss zu – und das wirkt einigermaßen grotesk: Während Lauterbach durch die Talkshows tingelt und zu jeder Tages- und Nachtzeit twittert, darf sich die zweitmächtigste Person in seinem Ministerium nicht in einem Interview zu einer der größten gesundheitspolitischen Herausforderung äußern…
Ein Gezerre um das Interview einer Staatssekretärin mit ihrer Heimatzeitung passt da ins Bild. Fragwürdig auch die Rolle, die die Pressestelle des Gesundheitsministeriums dabei spielt. Eine schriftliche Anfrage zu den Gründen, die zum Veto gegen die Veröffentlichung geführt haben, bleibt bis Montagabend unbeantwortet. Auf eine telefonische Nachfrage reagiert eine Mitarbeiterin gereizt, erklärt die ausgebliebene Reaktion mit einer "hohen Auftragslage". Wann das Ministerium antworten will, lässt sie offen…«
Der letzte Link führt allerdings zu einem alten Artikel. Dort hieß es am 31.8.22:
»Weil sich das Bundesgesundheitsministerium geweigert hatte, eine Anfrage dieser Redaktion eindeutig zu beantworten, hat das Verwaltungsgericht Köln dem Ministerium von Karl Lauterbach (SPD) Ende August ein Zwangsgeld von 5000 Euro angedroht. Wenige Tage später hat das Ministerium nun die Anfrage vom März 2021 beantwortet. Dabei ging es um Hintergründe zur Maskenbeschaffung zu Beginn der Corona-Krise…«
Update: Das Interview wurde inzwischen freigegeben und ist am 29.12.22 auf mainpost.de (Bezahlschranke) zu lesen.
Show.
https://youtu.be/go1ghqnVMNg
Show time 🙂
Genosse Karl Lauterbach. Aha. Dabei werden solche Praktiken von eingebildeten, substanzloses Gewäsch plärrenden Ministerdarstellern historisch doch eher Ministern aus der sozialistischen Welt unterstellt. Endlcih kommts raus, dass ein kaputtalistisch agierender Ministerdarsteller sich wie ein Stalinist gebärdet.
“Anschließend verschriftlicht die Redaktion das Gespräch mit der 58-Jährigen und schickt das fertige Interview – wie üblich und abgesprochen – per E‑Mail zur Autorisierung, also zur Prüfung und für mögliche kleine Korrekturen, an Dittmars Bürgerbüro in Haßfurt.“
Wie wäre es, wenn die Presse mal aufhören würde, denn Bückling zu machen und das Interview einfach ohne „Autorisierung“ veröffentlicht hätte? Sowas darf man nämlich in einem Land, in dem die Presse eigentlich frei ist.
Aber inzwischen ist es üblich geworden, dass Interviews vorher nochmal gesichtet werden, damit unschöne Formulierungen geglättet oder ganz gestrichen werden können. Was dann veröffentlicht wird, hat mit einem authentischen Interview meistens gar nichts mehr zu tun. Oder das Interview landet wie hier gleich ganz im Giftschrank.
Jedenfalls musste sich Lauterbachs Staatssekretärin vielleicht einen Maulkorb verpassen lassen, da sie seine „Untergebene“ ist. Das trifft auf die Presse aber nicht zu.
Nebenbei:
Free Assange!
Der hat sich seine Veröffentlichungen vorher auch nicht „autorisieren“ lassen!
Vielleicht von Interesse für Sie @aa. Mit Interesse an Geschichte und Wissen um die Geschichte, können sie das sicherlich besser einordnen als mein:
Diktatorisch die Feststellung, alle anderen Ansichten sind rechts.
"Impfgegner als „Volksverräter“ – Kulturkampf statt Wissenschaft an der ÖAW
21. Dezember 2022, von Prof. Dr. Stephan Sander-Faes, Thomas Oysmüller"
https://tkp.at/2022/12/21/impfgegner-als-volksverraeter-kulturkampf-statt-wissenschaft-an-der-oeaw/
"Bedenkliche „Forschungen“ finden dieser Tage an der ehrwürdigen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) statt. Am 24. Nov. 2022 trat Dr. Martin Tschiggerl an, um im Rahmen des Jour fixe des Instituts für Kulturwissenschaft und Theatergeschichte über sein aktuelles Habilitationsprojekt zum Thema „Impfgegnerschaft und Verschwörungstheorien“ zu sprechen. Was sich auf den ersten Blick wie ein recht spröder, nahezu alltäglicher Bestandteil des Wissenschaftsbetriebs ausnimmt, zog jedoch rasch weite Kreise. Ein Debattenbeitrag zum aktuellen Thema „Wir und Corona“."
als Antwort darauf:
"Offener Brief an die Österreichische Akademie der Wissenschaften
Appell gegen den Missbrauch der Wissenschaft für politische Agitation
Zu den Aktivitäten des ÖAW-Mitarbeiters Martin Tschiggerl
Autor: Mag. phil. Ortwin Rosner"
https://ortwinrosner.wordpress.com/2022/12/14/offener-brief-an-die-osterreichische-akademie-der-wissenschaften/
"zu einer der größten gesundheitspolitischen Herausforderung" – Manchmal wäre es vielleicht gescheiter, die Praktikanten korrekturlesen zu lassen, statt sie einer "hohen Auftragslage" in Sachen Zensur & Propaganda zu unterwerfen.