Es ist gut, wenn es Profis gibt, die die zahllos durchs Netz geisternden Infos und Pseudo-Infos überprüfen. Denn leider führt die verordnete Kontaktsperre dazu, daß Menschen sich immer weniger in Gruppen austauschen können und auf das angewiesen sind, was unsere Medien anzubieten haben. Da viele den offiziellen Medien (zu Recht) mißtrauen, suchen sie im Netz und stoßen auf allerlei dummes Zeug.
Problematisch wird es, wenn nun ausgerechnet die Medien, die bislang unisono auf allen Kanälen die Regierungspolitik vertreten, Faktenchecks anbieten. Die betreffen nämlich so gut wie nie die Darstellung des Robert-Koch-Instituts oder der Johns-Hopkins-Universität (mit der Ausnahme, daß auf abweichende Zahlen des RKI hingewiesen wird).
Die einzige Auseinandersetzung mit dem RKI, die Google anbietet, ist eine vom Bayerischen Rundfunk. Dort heißt es:
"Wer mit dem aktuellen Coronavirus infiziert war und stirbt, zählt laut RKI als Corona-Todesfall. Unabhängig davon, ob er direkt an der Erkrankung infolge der Infektion starb oder ob er an mehreren Erkrankungen litt und der ausschlaggebende Faktor unklar ist. Ein Grund dafür ist, dass innere Autopsien bei als ansteckend betrachteten Toten vermieden werden sollen."
Zu jeder kritischen Stellungnahme finden sich dagegen zuhauf tatsächliche oder vermeintliche Faktenchecks.
Einer der bekanntesten Kritiker ist der SPD-Gesundheitspolitiker Wolfgang Wodarg.
Schon ein erstes Googeln zu seinem Namen ergibt in den Überschriften, die von „Qualitätsmedien“ stammen:
- Die gefährlichen Falschinformationen des Wolfgang Wodarg (spiegel.de)
- Dr. Wolfgang Wodargs steile Thesen zur „Corona-Panik (apotheke-adhoc.de)
- Wolfgang Wodarg verbreitet Thesen, die wichtige Tatsachen ignorieren (tagesspiegel.de)
- Wolfgang Wodarg: Warum dieser Mann die Fakten ignorieren will (welt.de)
In den Artikeln selbst kommt an Gegenargumenten so gut wie nichts. Im Gegenteil müssen alle anerkennen, daß seine Grundannahmen richtig sind.
spiegel.de: „Wodarg argumentiert geschickt. Viele seiner grundsätzlichen Aussagen sind korrekt. Damit schafft er Vertrauen, selbst bei Leuten, die sich mit medizinischen Sachverhalten auskennen." Dann kommt das Panik-Argument: „Zur Einordnung, was ein exponentieller Anstieg bedeuten kann: Bei einer weiteren Verfünffachung jede Woche hätten wir hierzulande schon in vier Wochen 8,8 Millionen nachweislich Sars-CoV-2-Infizierte und bei einer Sterblichkeit von 0,2 Prozent ungefähr 17.500 Tote.“
Abgesehen davon, daß dieses Angstszenario sich merkwürdig ausnimmt angesichts jährlich hundertausender Grippetoter: Das sind die heutigen Zahlen (9.4.) der immer zitierten John-Hopkins-University: 108.202 Fälle mit 2.107 Toten.
tagesspiegel.de droht gar: „Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat angesichts von Falschmeldungen zur Coronapandemie gefordert, mit Strafen dagegen vorzugehen."
Die Vermutung Wodargs, Forschungsinstitute hätten möglicherweise finanzielle Interessen, wird wie auch bei tagesschau.de zurückgewiesen mit der Aussage des wichtigsten in den Medien zitierten Christian Drosten, das sei nicht so. Das bitteschön ist ein Faktencheck vergleichbar mit dem, der VW-Vorstand dementiert, Motoren manipuliert zu haben, also ist das Fakt.
Widerlegungen mit sich widersprechenden Argumenten
Die Experten des Tagesspiegels „widerlegen“ Wodargs so: „Das heißt, Coronaviren sind schon lange bekannt, aber nicht dieses Coronavirus, Sars-CoV‑2, denn das ist neuartig, also neu entstanden aufgrund natürlicher Mutationen.“
Die Experten des Spiegels „widerlegen“ ihn mit dem entgegengesetzten Argument: „Wodarg argumentiert, eines der bekannten Coronaviren sei mutiert und wohl für die derzeitigen Krankheitsfälle verantwortlich. Das passiere ständig und sei nichts Ungewöhnliches. Zwar hat er recht, dass Viren häufig mutieren. Das kennen Laien von der Grippe, für die es jedes Jahr einen neuen Impfstoff braucht, weil sich das Erbgut der Erreger verändert hat. Doch Sars-CoV‑2 ist nicht aus einem der vier bereits verbreiteten Coronaviren entstanden, sondern Ende 2019 erstmals von einem Tier auf den Menschen übergesprungen.“
Wobei wir natürlich beiden Experten darin folgen sollen, daß auf keinen Fall Wodarg zuzustimmen ist.
Die Kritik am Testverfahren darf beim Tagesspiegel auch hier wieder der Erfinder des Verfahrens als alleinige Autorität bezweifeln: ‚Er sagte: „Die technische Validierung ist auf so hohem Niveau, dass eine unglaublich große Reihe von Firmen in der ganzen Welt dazu übergegangen ist, diesen Test sofort in kommerzielle validierte Testsysteme zu überführen.“‘
Eine bemerkenswerte Beweisführung.
tagesschau.de bringt wenig Fakten. Immer wieder ist zu lesen „Das ist im Grunde richtig. Wie gefährlich das neue Virus, SARS-CoV‑2, tatsächlich ist, lässt sich noch nicht abschließend bewerten. Dafür fehlt es noch an Daten. Allerdings deuten die ersten Erfahrungen mit dem neuen Virus darauf hin, dass Infektionen häufiger schwer oder sogar tödlich verlaufen als beispielsweise bei Grippeviren.“
Mit anderen Worten: Wir haben zu wenige Daten, und deshalb muß es gefährlicher sein, denn es deutet, daß häufiger…
„Auch hier mag die Rechnung grundsätzlich stimmen.“ Aber es könnte auch ganz schlimm sein.
Nicht nur Wodarg, sondern eine ganze Reihe von Virologen, gehen von einer überhöhten Sterblichkeitsrate vor allem in Italien aus. Auch hier wieder „Das ist grundsätzlich richtig.“ Bis hin zu „Der Virologe Drosten nimmt beispielsweise eine Letalität zwischen 0,3 und 0,7 an.“ Und wieder: Es könnte aber schlimmer kommen.
Natürlich ist auch hier Drosten Kronzeuge dafür, daß auf gar keinen Fall finanzielle Überlegungen im Spiel sein könnten, s.o.
Es muß ja nicht stimmen, was Wodarg behauptet. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit seinen Argumenten findet aber nicht statt.
Zensur, Diskreditierung, Maulkorb o.ä.
u.a.
https://www.infosperber.ch/freiheit-recht/buergerrechte/universitaet-wien-verhaengt-professor-einen-maulkorb-zu-corona/